Heiße Wangen durch Körperkontakt

Wärmebildaufnahmen zeigen: Vor allem Berührungen seitens des anderen Geschlechts lassen die Gesichtstemperatur ansteigen
St Andrews (Großbritannien) - Schlichter sozialer Körperkontakt lässt offenbar schon das Blut in Wallung geraten: Die Gesichtstemperatur steigt an. Diese unmittelbare Reaktion ist umso ausgeprägter, je persönlicher die Berührung ist, haben britische Psychologen mit Hilfe von Wärmebildaufnahmen bei Frauen beobachtet. Besonders auffällig war dies bei der Interaktion mit Männern, berichten die Forscher im Fachblatt "Biology Letters". Diese Temperaturveränderungen legen somit nahe, dass sozialer Kontakt zu einer Erregung führt, die stärker ist, wenn wir mit dem anderen Geschlecht interagieren.

„Zusammenfassend präsentieren wir Beweise für messbare, prompte physiologische Reaktionen auf sozialen Kontakt“, schreiben Amanda Hahn von der University of St Andrews und ihre Kollegen. „Wärmebildaufnahmen bieten neue Möglichkeiten für die Untersuchung psychologischer Reaktionen auf soziale Interaktionen.“ In zwei Versuchsreihen hatten die Psychologen mit Infrarotaufnahmen die Reaktionen heterosexueller Probandinnen beobachtet, während diese mit einem gleich- oder gegengeschlechtlichen Versuchsleiter interagierten. Beim ersten Test berührte der Versuchsleiter beziehungsweise die Versuchsleiterin die 16 Teilnehmerinnen unter dem Vorwand, mit einem Gerät die Farbe der Haut messen zu wollen, an mehr oder weniger persönlichen Stellen des Körpers: im Gesicht oder am Oberkörper, beziehungsweise am Arm oder an der Handfläche. In der zweiten Untersuchung wiederholten sie den Versuch bei 23 heterosexuellen Frauen. Dieses Mal hatten die Probandinnen aber ausschließlich mit Männern Kontakt und die Psychologen analysierten die Infrarotaufnahmen in Hinblick darauf, wo genau im Gesicht sich Wärmeveränderungen zeigten – um die Augen herum, an Stirn, Nase, Mund oder Wangen.

Es zeigte sich: Die Temperatur der Gesichtshaut stieg bei unmittelbarem Kontakt merklich an, vor allem bei Berührung von Gesicht und Oberkörper. Die Temperaturveränderungen bei dieser persönlicheren Art des Kontakts waren zudem größer, wenn der Versuchsleiter ein Mann war. An der Region um die Augen herum sowie um Nase und Mund lies sich dabei der Temperaturanstieg im ganzen Gesicht absehen. Ob die in der Studie gemessenen Veränderungen von Mitmenschen bemerkt werden, bleibt zunächst allerdings ungewiss, merken die Psychologen an. Falls solche Veränderungen der Gesichtstemperatur bei sozialem Kontakt aber tatsächlich – von Beobachtern oder den Beteiligten selbst, etwa optisch oder über den Geruchssinn – wahrnehmbar sind, könnten sie Hinweise im sozialen Miteinander sein. Da eine rötliche Gesichtsfärbung als attraktiv angesehen wird, ist beispielsweise denkbar, dass die Temperaturveränderungen die wahrgenommene Attraktivität beeinlfussen. Diese Zusammenhänge näher zu untersuchen, so die Forscher, bleibe ein interessantes Gebiet für weitere Studien.

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Quelle: „Hot or not? Thermal reactions to social contact”, Amanda C. Hahn et al.; Biology letters, DOI:10.1098/rsbl.2012.0338


 

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