Heiß ausgebremst
„Bisher war es ungeklärt, wie Vulkane die Ausbreitung einer Bruchzone nach einem Erdbeben beeinflussen könnten“, sagt Aiming Lin von der Universität Kyoto. Doch nachdem sich in der Nähe des Vulkans Aso am 16. April 2016 ein starkes Beben ereignet hatte, erkannten Lin und seine Kollegen die Chance, den Zusammenhang zwischen Erdbeben und Vulkanismus genauer analysieren zu können. Nur einen Tag nach dem Beben untersuchten sie das Gelände nach Bruchzonen, zeichneten diese mit einer Kamera-Drohne auf und verglichen die Strukturen mit Geländebildern vor dem Starkbeben.
Ihre Aufnahmen zeigen einen etwa 40 Kilometer langen und bis zu einem halben Meter breiten Bruch, der sich vom Epizentrum des Bebens bis zum Vulkan Aso erstreckt. Er reicht bis in die Caldera des Vulkans und zerteilt diese. Inmitten des vulkanischen Gebietes jedoch endet die Bruchzone abrupt. Dafür machen Lin und Kollegen die Magmakammer unter dem Vulkan verantwortlich. Denn aufgeschmolzenes, zähflüssiges Gestein absorbierte die beim Erdbeben wirkenden Kräfte. Dadurch wurde ein weiteres Aufbrechen der darüber liegenden harten Gesteinsschichten verhindert.
Durch das Beben veränderte sich auch die Gesteinsstruktur im Bereich des Vulkans. Wahrscheinlich bildeten sich neue Kanäle, durch die Magma bei einem Ausbruch an die Erdoberfläche gelangen könnte. So gehen die Forscher davon aus, dass sich die Dynamik des Vulkans Aso durch das Starkbeben veränderte. Auch das Ausbruchrisiko müsse neu abgeschätzt werden. Ein kleiner Ausbruch vor wenigen Wochen am 8. Oktober 2016 lieferte eine verblüffende Bestätigung dieser Annahme. „Wir sind überrascht, dass der Aso Vulkan nach einer kurzen Ruhezeit von 36 Jahren erneut ausbrechen konnte“, sagt Lin – obwohl er mit seinen Kollegen eine plausible Erklärung für diesen Ausbruch liefert.