Heisere Hirsche
"Während der Brunft röhren Damhirsche in hohem Maße. Außerdem fressen sie wenig, kämpfen viel und verlieren eine Menge Gewicht", erläutert Alan McElligott von der Queen Mary's School of Biological and Chemical Sciences in London. "Wir denken, dass die Veränderungen der Struktur ihres Röhrens auf diesen Rückgang ihrer körperlichen Kondition zurückzuführen ist und die Information über diesen geschwächten Zustand von anderen Männchen genutzt wird, wenn diese sich entscheiden, sie herauszufordern und zu kämpfen." In einem Park im irischen Dublin hatte McElligott gemeinsam mit seiner Kollegin Elisabetta Vannoni von der Universität Zürich den Lauschangriff auf das Damwild gestartet. Drei Jahre lang nahmen die Biologen während der Brunft im Herbst von der Dämmerung bis zum Sonnenuntergang die Rufe der Tiere auf.
Im späten September oder frühen Oktober starteten die Männchen ihre lauten Liebeserklärungen. Die Tonlage der Rufe war zum Höhepunkt der Brunftsaison am niedrigsten, wenn die Männchen am häufigsten brüllten und es auch am häufigsten zur Paarung kam. Zu Beginn und gegen Ende der Zeit war sie dagegen höher. Ähnliche Effekte auf die Tonlage sind von Menschen bekannt, die viel reden müssen - etwa von Lehrern oder Schauspielern. Die Rate der Rufe nahm bis zum Höhepunkt der Brunft zu und dann rapide ab. Ist ihre Kondition zunehmend geschwächt - die Männchen verlieren im Schnitt etwa ein Viertel ihres Gewichtes - werden ihre Rufe heiser und rufen bislang unterlegene Rivalen auf den Plan. Die Biologen vermuten, dass dieses Phänomen auch bei anderen Tierarten vorhanden ist, sie ähnliche Strategien während der Paarungszeit haben.