Haussuche unter jungen Riffbarschen

Räuberische Nachbarn werden beim Niederlassen im Korallenriff vermieden
Townsville (Australien)/Cambridge (Großbritannien) - Auf der Suche nach einem neuen Heim im Korallenriff schnuppern junge Riffbarsche erstmal genauer bei der Nachbarschaft rein. Wittern die dem Larvenstadium gerade erst entwachsenen Fische dabei den Duft eines potenziellen Räubers, suchen sie sich lieber eine andere Bleibe, hat ein australisch-britisches Forscherduo beobachtet. Diese Strategie hilft ihnen, sich in dieser äußerst kritischen Lebensphase - während des Übergangs von der im freien Gewässer schwimmenden Larve zum in den Korallen lebenden Fisch - wenigstens ein Stück weit vor Räubern zu schützen. Sie meiden schlicht deren unmittelbare Nähe. Diesen Überlebensvorteil, den sie in Versuchen in freier Wildbahn zeigen konnten, schildern die Biologen im "Journal of the Royal Society Biology Letters" (doi:10.1098/rsbl.2011.0380).

"Unsere Studie zeigt einen Mechanismus, mit dem Organismen, die in ihrer Lebensgeschichte einen Wandel durchmachen, ihr Risiko reduzieren, während dieses Übergangs Räubern zum Opfer zu fallen", schreiben Alexander L. Vail von der University of Cambridge und sein Kollege Mark I. McCormick von der James Cook University in Townsville. Der Wechsel zwischen den beiden völlig verschiedenen Lebensweisen ist ein extrem kritischer Punkt: Die sich erst frisch ansiedelnden Fische sind leichte Beute für Raubfische. Mehr als die Hälfte fallen ihren Fressfeinden in den ersten 48 Stunden am Riff zum Opfer. Daher wollten die Forscher herausfinden, ob sich ganz spezielle Anpassungen entwickelt haben, mit deren Hilfe sich Riff-Fische vor diesem Schicksal zu schützen suchen.

In einem natürlichen Riff hatten die Biologen insgesamt dreißig Revierbereiche mit fünf unterschiedlichen Bedingungen geschaffen. Dazu nutzten sie Plastikzylinder, deren feinmaschige Fasern die Sicht auf das Innere verhinderten, mögliche Duftstoffe aber ungehindert passieren ließen. In den 3,5 Liter fassenden Zylindern lebten entweder gar keine, friedliche oder räuberische Fische. An diesem manipulieren Riff beobachteten sie das Siedelverhalten der jungen Riffbarsche und zählten für einen Zeitraum von 15 Tagen jeden Morgen, wie viele der Fische sich in den jeweiligen Bereichen ein Heim gesucht hatten.

Das Ergebnis: Die Fische ließen sich in der Tat bevorzugt nieder, wenn in der Nachbarschaft keine Spur von Räubern zu bemerken war. In der Nähe der Raubfische - gleichgültig, was diese zu fressen bekommen hatten - war die Siedlungsdichte um 24 bis 42 Prozent geringer als in den anderen Bereichen. Da der Großteil der Besiedlungen nachts geschieht, wenn die Raubfische inaktiv sind, schreiben die Biologen diese Vermeidungsstrategie in erster Linie dem Geruchssinn der Riffbarsche zu. Sie vermuten, dass sich ihre Ergebnisse auch gut darauf übertragen lassen, wie sich die Tiere unter natürlichen Bedingungen am Riff niederlassen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Metamorphosing reef fishes avoid predator scent when choosing a home", Alexander L. Vail, Mark I. McCormick; Journal of the Royal Society Biology Letters (doi:10.1098/rsbl.2011.0380)


 

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