Handy steigert Unfallrisiko auch bei Fußgängern

Insbesondere bei älteren Mitmenschen beeinträchtigt es die Aufmerksamkeit im Straßenverkehr, wenn sie gleichzeitig telefonieren, doch auch Jungen entgeht durch die Ablenkung einiges
Urbana-Champaign (USA) - Wer beim Schlendern über die Straße telefoniert, erhöht ernsthaft seine Unfallgefahr. Selbst ein Handygespräch mit Freisprechanlage schränkt Wahrnehmung und Aufmerksamkeit für den Verkehr derart ein, dass es deutlich schwieriger ist und sichtlich länger dauert, zu Fuß eine befahrene Straße zu überqueren. Musik zu hören hingegen beeinträchtigt nicht, haben amerikanische Psychologen in Experimenten mit einer virtuellen Straßenszene beobachtet. Doch das Telefonieren sollten selbst Fußgänger im Straßenverkehr besser bleiben lassen, warnen die Forscher im Fachblatt "Accident Analysis and Prevention". In einer weiteren, noch unveröffentlichten Studie konnten sie zeigen: In besonders hohem Maße beeinträchtigt ein solches Telefonat ältere Mitmenschen, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß sind.

"Viele Leute nehmen an, dass Gehen so selbstverständlich ist, dass einem wirklich nichts dazwischen kommen kann", erläutert Art Kramer von der University of Illinois in Urbana-Champaign. "Gehen ist auch ziemlich selbstverständlich, doch tatsächlich in einer Umgebung mit vielen Erschwernissen zu laufen ist dann vielleicht nicht mehr so selbstverständlich, wie man denken mag." Kramer und seine Kollegen hatten bei 36 freiwilligen jungen Erwachsenen in einer virtuellen Umgebung samt Laufband getestet, wie sie als Fußgänger über eine ungeregelte Straßenkreuzung manövrierten. Die Verkehrssituation war dabei für alle Versuchspersonen exakt dieselbe - etwa mit derselben Anzahl an Autos, die mit derselben Geschwindigkeit fuhren. Dabei waren die Probanden entweder ungestört, mit einem Telefonat über die Freisprechanlage beschäftigt oder sie hörten Musik mit einem MP3-Player.

Wer durch das Telefongespräch abgelenkt war, schaffte es im Gegensatz zu ungestörten oder Musik hörenden Fußgängern deutlich seltener, innerhalb der vorgegebenen 30 Sekunden erfolgreich die Straße zu kreuzen. Diese Teilnehmer benötigten nicht nur insgesamt rund 25 Prozent mehr Zeit, es dauerte auch länger, um überhaupt mit dem Überqueren der Kreuzung zu beginnen. Das lege nahe, so die Forscher, dass Fußgänger während einer Unterhaltung per Handy seltener die Möglichkeiten zum Kreuzen der Straße erkennen und auf die gebotene Gelegenheit reagieren. Diejenigen, die Musik hörten, schafften die Aufgabe dagegen ebenso gut wie unbeeinflusste Probanden.

In einer weiteren Studie stellten die Psychologen Freiwillige im Alter von mindestens 60 Jahren vor dieselbe virtuelle Aufgabe. Einige der Probanden hatten bereits Probleme mit Stürzen gehabt. In dieser Altergruppe war der Beeinträchtigung durch das Telefonieren noch deutlich drastischer. "Ältere Erwachsene am Handy wurden etwa 15 Prozent häufiger überfahren", sagt Kramer. Und noch schlimmer sei das bei denjenigen, die schon einmal gefallen waren. Der Psychologe fasst zusammen: "Gehen und Reden am Telefon, insbesondere im Alter, scheint wirklich gefährlich zu sein".

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Pedestrians, vehicles, and cell phones - Accident Analysis & Prevention" Arthur F. Kramer et al.; Accident Analysis and Prevention (im Druck)


 

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