Gut hören trotz Lärmkulisse ist trainierbar

„Die Ergebnisse unterstreichen: Sprache in lauter Umgebung zu verstehen, ist eine Sache, die mehrere Gehirnbereiche beansprucht und nicht allein vom Ohr reguliert wird”, erläutert Daniel Polley von der Massachusetts Eye and Ear and Harvard Medical School. Ein erhöhtes Sprachverständnis in Folge des Trainings beruhte nicht auf einem gesteigerten Hörvermögen beziehungsweise auf einem besseren Signal vom Ohr ans Gehirn. Vielmehr verbesserte sich die Fähigkeit, dem Gehörten einen Sinn zu geben. Polley und seine Kollegen hatten 24 Senioren mit leichten bis mittelschweren Hörproblemen, die alle bereits seit einiger Zeit ein Hörgerät nutzten, zufällig einer von zwei Gruppen zugewiesen. Die einen beschäftigten sich mit einem Computerspiel, das speziell darauf ausgelegt war, das Verstehen von Sprache bei Nebengeräuschen zu trainieren. Die anderen erhielten ein Placebo-Computerspiel, das lediglich das akustische Arbeitsgedächtnis trainieren sollte, nicht aber das akustische Sprachverständnis. Die Teilnehmer beider Gruppen spielten 3,5 Stunden pro Woche über einen Zeitraum von 8 Wochen.
Bei den Teilnehmern, die lediglich das Placebo-Spiel gespielt hatten, fanden die Forscher keine Veränderungen. Tatsächlich stellten sich aber bei denjenigen, die das speziell für das akustische Sprachverständnis designte Spiel gespielt hatten, eindeutige Verbesserungen der Wahrnehmung bei Hintergrundlärm ein: Das Vermögen, einzelne gesprochene Wörter korrekt zu verstehen, veränderte sich zwar nicht. Doch in gesprochenen Sätzen verstanden sie 25 Prozent mehr Wörter richtig. Das Training verbessert offensichtlich den Einsatz der kognitiven Ressourcen, einschließlich der selektiven Aufmerksamkeit beim Hören, so Polley. Die Teilnehmer lernen, den Lärm effektiver auszublenden und zwischen dem Gesprochenen und den Störgeräuschen im Hintergrund besser zu unterscheiden.