Große Dinosaurier waren Warmblüter

Chemische Zahnanalyse gibt Auskunft über die Körpertemperatur
Zahn eines Camarasaurus
Zahn eines Camarasaurus
© Thomas Tütken (Universität Bonn)
Pasadena (USA) - Lange vermutet, jetzt bewiesen: Die riesigen Dinosaurier des Jurazeitalters waren warmblütig wie Säugetiere. Zu diesem Ergebnis kommen US-amerikanische Forscher, die fossile Zähne mit einer neu entwickelten chemischen Analysetechnik untersucht haben. Die errechneten Temperaturwerte von 36 - 38 Grad Celsius liegen deutlich höher als bei kaltblütigen Krokodilen und etwas tiefer als bei Vögeln. Weiterhin ungeklärt bleibt aber, ob die Riesenechsen ihre Körpertemperatur wie Säugetiere einer hohen Stoffwechselaktivität verdankten und wie sie eine Überhitzung verhindern konnten, schreiben die Wissenschaftler im "Science Express" (doi: 10.1126/science.1206196).

"Das ist so, als könnten wir ein Thermometer in ein Tier stecken, das seit 150 Millionen Jahren ausgestorben ist", sagt Robert Eagle aus dem Forscherteam von John Eiler am California Institute of Technology in Pasadena. Die Forscher analysierten die Zusammensetzung des Zahnschmelzes fossiler Dinosaurierzähne, dessen Hauptbestandteil, das mineralische Bioapatit, Jahrmillionen unverändert übersteht. In sehr geringen Mengen kommen darin das Kohlenstoffisotop C-13 und das Sauerstoffisotop O-18 vor. Beide sind im Bioapatit in umso größerer Menge enthalten, je tiefer die Temperatur war, bei der sich das Mineral bildete. Daher lassen sich durch Isotopenanalyse von Zähnen die mittleren Körpertemperaturen von heutigen und ausgestorbenen Säugetieren und Reptilien mit einer Genauigkeit von 1 - 2 Grad ermitteln. Die Untersuchung gut erhaltener Zähne von Sauriern der Gattungen Brachiosaurus und Camarasaurus aus Fundstellen in Afrika und Nordamerika lieferten Temperaturwerte von 38,2 bzw. 35,7 Grad Celsius.

Große Körpermasse hält warm

Säugetiere entwickeln ihre Körpertemperatur durch eine hohe wärmeerzeugende Stoffwechselaktivität und halten sie durch verschiedene Regulationsmechanismen konstant. Die Riesensaurier könnten ihre Körperwärme auch bei geringer Stoffwechselleistung erzielt haben, da ihre Körpermasse einen Wärmeverlust erschwert. "Ein Tier mit der Fleischmasse von der Größe eines Zimmers wird erst dann kalt, wenn es tot ist", sagt Eiler. Die Forscher halten es sogar für möglich, dass diese Tiere über noch unbekannte Mechanismen verfügt haben, die für eine Abgabe überschüssiger Wärme sorgten. Die für die Sauropoden typischen extrem langen Hälse und Schwänze könnten dabei eine Rolle gespielt haben. Weitere Zahnanalysen von Saurierarten unterschiedlicher Körpergröße und Lebensweise könnten bei der Klärung dieser Frage hilfreich sein.

Lange Zeit hielt man die Dinosaurier für kaltblütige, träge Echsen, deren Körpertemperatur wie bei Krokodilen von der Umgebungstemperatur abhing. In den vergangenen Jahrzehnten mehrten sich aber die Hinweise darauf, dass sie warmblütig gewesen sein könnten. So waren aus Fußspuren ermittelte Laufgeschwindigkeiten und die Schnelligkeit des Knochenwachstums kaum mit einer Körpertemperatur heutiger Reptilien vereinbar. Allerdings kamen andere solcher indirekter Schlussfolgerungen zu genau gegenteiligen Ergebnissen. Im Vergleich zu diesen früheren Methoden sei die jetzt eingesetzte Analysetechnik sehr viel zuverlässiger, sagt Eiler. Wichtige Voraussetzung für ein exaktes Ergebnis sei aber ein hervorragender Zustand der fossilen Zähne, die für seine Untersuchungen mit großer Sorgfalt ausgesucht und geprüft wurden.

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Quelle: "Dinosaur Body Temperatures Determined from Isotopic (13C-18O) Ordering in Fossil Biominerals", by Robert A. Eagle et al.; Science Express, doi: 10.1126/science.1206196, http://www.sciencexpress.org


 

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