Grippe erhöht Risiko einer bakteriellen Lungenentzündung hundertfach
Das beste Mittel, um das Risiko einer bakteriellen Lungenentzündung zu verringern, bestünde darin, die Bevölkerung dazu zu bringen, sich sowohl gegen Grippe als auch gegen Pneumokokken impfen zu lassen, sagt Pejman Rohani von der University of Michigan in Ann Arbor. Die Ergebnisse seines Forscherteams sollen dazu beitragen, bessere vorbeugende und therapeutische Maßnahmen zu entwickeln, um die Zahl lebensbedrohlicher Lungenentzündungen während der Grippesaison zu senken. Mit Hilfe eines Computermodells werteten die Forscher wöchentliche Fallzahlen von Grippeerkrankungen und Lungenentzündungen durch Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) aus, die im Verlauf von zehn Jahren von Krankenhäusern in Illinois mitgeteilt wurden. Sie kommen zu dem Schluss, dass während der Hauptgrippezeit bis zu 40 Prozent der registrierten Lungenentzündungen mit Influenzavirus-Infektionen gekoppelt sind. Insgesamt steigt demnach bei einer Grippe in den ersten fünf bis sieben Tagen die Wahrscheinlichkeit einer Pneumokokkeninfektion der Lungen auf das Hundertfache an.
Aus Tierversuchen ist bekannt, dass eine Infektion durch Grippeviren die Immunabwehr gegen Pneumokokken stark schwächt, so dass bereits eine ganz geringe Erregerdosis ausreicht, um eine Lungenentzündung auszulösen. An der Spanischen Grippe von 1918/19 starben weltweit mehr als 25 Millionen Menschen. Nach Angaben der Autoren zeigten mindestens 24 Prozent der Todesopfer auch Anzeichen einer Infektion durch Pneumokokken. Es ist daher anzunehmen, dass nicht allein ein besonders aggressiver Typ von Influenzaviren für die hohe Todesrate verantwortlich war. Lungenentzündungen durch Pneumokokken, Staphylokokken oder Haemophilus-Bakterien könnten wesentlich zum tödlichen Krankheitsverlauf beigetragen haben.
Natürlicher Botenstoff verringert Lungenschäden durch Grippeviren
Überreaktion des Immunsystems macht Grippe erst gefährlich