Greifvögel imponieren mit "Kunst am Bau"

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass von Tieren gebaute Strukturen häufiger als Kommunikationsmittel dienen können, als man bisher glaubte", erklären Fabrizio Sergio und seine Kollegen von der Forschungsstation des spanischen Doñana-Nationalparks. Das bekannteste Beispiel einer der Kommunikation dienenden Bautätigkeit bei Vögeln ist die Gestaltung des Balzplatzes australischer Laubenvögel. Mit ihren kunstvoll ausgeschmückten Lauben locken die männlichen Vögel dort Brutpartner an. Bei den Schwarzmilanen (Milvus migrans), die das Forscherteam von Sergio beobachtete, beteiligten sich beide Partner an einem dekorativen Nestbau. Etwa 20 Tage vor der Eiablage beginnen die Vögel damit, weißes Plastikmaterial zu sammeln und im Nest abzulegen. Andere in der Umgebung verfügbare Materialien wie Papier oder andersfarbige Plastikteile wurden verschmäht. Die größte Sammelaktivität entwickelten Vögel im Alter von sieben bis zwölf Jahren. Bei jüngeren und älteren der 127 beobachteten Vogelpaare war das Nest nur spärlich geschmückt.
Die Brutpaare, deren Nester am üppigsten mit Plastik ausgestattet waren, hatten die besten Brutplätze und die meisten Nachkommen. Zwar wurden sie auch am häufigsten von Eindringlingen attackiert, sie konnten diese aber auch mit dem größten Erfolg abwehren. Offenbar dient das weiß markierte Nest als deutlich sichtbares Drohsignal zur Abschreckung von Konkurrenten, das auch bei vorübergehender Abwesenheit der Vögel noch wirksam ist. Als die Forscher einige der nur wenig geschmückten Nester mit mehr Plastikteilen versahen, machten 87 Prozent der Vögel diesen Eingriff wieder rückgängig. Das Vortäuschen einer nicht vorhandenen Fitness wäre mit dem Nachteil verbunden, verstärkt Angriffsziel stärkerer Artgenossen zu werden. Daher ziehen es schwächere Paare wohl vor, lieber ehrlich zu bleiben.