Greifvögel imponieren mit "Kunst am Bau"

Schwarzmilane schmücken ihr Nest mit Plastikabfall und signalisieren damit ihre biologische Fitness
Geschmücktes Nest eines elf Jahre alten Schwarzmilans
Geschmücktes Nest eines elf Jahre alten Schwarzmilans
© F. Sergio
Sevilla (Spanien) - Den Vögeln dienen nicht nur Gesang und Gefiederfärbung zur Kommunikation mit Artgenossen. Schwarzmilane nutzen auch die Ausgestaltung ihres Nestes als weithin sichtbares Signal, berichten spanische Biologen. Im mittleren Lebensalter schmückten die Greifvögel eines Nationalparks ihre Nester mit weißem Plastikmaterial. Je besser der Brutplatz und je größer die biologische Fitness eines Vogelpaares, desto mehr Plastik wurde im Nest deponiert, schreiben die Forscher im Fachjournal "Science". Schwächere Vögel setzten das Nestsignal nicht in betrügerischer Absicht ein, da es auch verstärkt Konkurrenten anlockte, denen sie dann unterlegen wären.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass von Tieren gebaute Strukturen häufiger als Kommunikationsmittel dienen können, als man bisher glaubte", erklären Fabrizio Sergio und seine Kollegen von der Forschungsstation des spanischen Doñana-Nationalparks. Das bekannteste Beispiel einer der Kommunikation dienenden Bautätigkeit bei Vögeln ist die Gestaltung des Balzplatzes australischer Laubenvögel. Mit ihren kunstvoll ausgeschmückten Lauben locken die männlichen Vögel dort Brutpartner an. Bei den Schwarzmilanen (Milvus migrans), die das Forscherteam von Sergio beobachtete, beteiligten sich beide Partner an einem dekorativen Nestbau. Etwa 20 Tage vor der Eiablage beginnen die Vögel damit, weißes Plastikmaterial zu sammeln und im Nest abzulegen. Andere in der Umgebung verfügbare Materialien wie Papier oder andersfarbige Plastikteile wurden verschmäht. Die größte Sammelaktivität entwickelten Vögel im Alter von sieben bis zwölf Jahren. Bei jüngeren und älteren der 127 beobachteten Vogelpaare war das Nest nur spärlich geschmückt.

Die Brutpaare, deren Nester am üppigsten mit Plastik ausgestattet waren, hatten die besten Brutplätze und die meisten Nachkommen. Zwar wurden sie auch am häufigsten von Eindringlingen attackiert, sie konnten diese aber auch mit dem größten Erfolg abwehren. Offenbar dient das weiß markierte Nest als deutlich sichtbares Drohsignal zur Abschreckung von Konkurrenten, das auch bei vorübergehender Abwesenheit der Vögel noch wirksam ist. Als die Forscher einige der nur wenig geschmückten Nester mit mehr Plastikteilen versahen, machten 87 Prozent der Vögel diesen Eingriff wieder rückgängig. Das Vortäuschen einer nicht vorhandenen Fitness wäre mit dem Nachteil verbunden, verstärkt Angriffsziel stärkerer Artgenossen zu werden. Daher ziehen es schwächere Paare wohl vor, lieber ehrlich zu bleiben.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Raptor Nest Decorations Are a Reliable Threat Against Conspecifics", Fabrizio Sergio et al.; Science, Vol. 331, p. 327


 

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