Grauer Star: Sanfte Töne beruhigen bei Operation

Während des Eingriffs bei vollem Bewusstsein empfinden Patienten dank Klangtherapie mit sogenannten Binauralen Beats weniger Angst
Chicago (USA) - Bei einer Operation am Auge aufgrund eines Grauen Stars können spezielle, beruhigende Töne eine fühlbare Wirkung haben: Sogenannte Binaurale Beats – kombiniert mit sanfter Musik und natürlichen Geräuschkulissen wie Meeresrauschen oder Waldlauten – machen den Eingriff erträglicher, bei dem die eingetrübte Linse durch eine künstliche ersetzt wird. Patienten, die die Prozedur gewöhnlich bei vollem Bewusstsein erleben, empfinden währenddessen dank der entspannenden Klänge eindeutig weniger Angst, berichteten thailändische Mediziner auf der Jahrestagung der „American Academy of Ophthalmology” in Chicago. Auch Blutdruck und Herzfrequenz sanken, was ebenfalls für eine beruhigende Wirkung spricht.

„Da die Leute in vielen Teilen der Welt immer älter werden, ist es für Augenärzte zunehmend wichtig, neue Wege zu erkunden, die Patientenversorgung für Senioren zu verbessern“, erläuterte Studienleiter Pornpattana Vichitvejpaisal von der Chiang Mai University. „Unsere Studie zeigt dass Patienten merklich emotional und physiologisch profitieren, wenn Binaurale Beats einer Musiktherapie bei einer Katarakt-Operation hinzugefügt werden.“ Dies biete eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die gesundheitlichen Ergebnisse und die Zufriedenheit mit der Behandlung zu verbessern. Für ihre Studie hatten Vichitvejpaisal und seine Kollegen insgesamt 141 Patienten mit Grauem Star einer von drei Gruppen zugeteilt. Sie hatten sich bewusst für diesen Eingriff entschieden, weil er bei örtlicher Betäubung und demnach vollem Bewusstsein des Patienten durchgeführt wird. Auch wenn dies eine sichere Routineoperation ist und nur kurz dauert, ist die Stressbelastung daher doch sehr hoch.

Vor, während und nach der Operation lauschten 47 der Probanden einem Musik-Mix mit Binauralen Beats. Binaurale Beats bestehen aus zwei Tönen mit leicht unterschiedlicher Frequenz, die jedem Ohr einzeln per Kopfhörer dargeboten werden. Die Methode ruft bestimmte Hirnwellenmuster hervor, die mit Entspannung und einer reduzierten Angstempfindung in Verbindung gebracht werden. Bei 47 weiteren wurde die Prozedur einfach nur von Musik begleitet, 47 weitere Patienten dienten als Kontrolle und hörten die ganz gewöhnlichen Geräusche, wie sie in einem Operationssaal vorkommen. Neben Blutdruck und Herzfrequenz maßen die Mediziner das Ausmaß an Angst der Teilnehmer, vor und nach dem Eingriff.

Sie stellten fest: Patienten, die den Musik-Mix mit Binauralen Beats lauschten, empfanden im Vergleich zu Patienten aus der Kontrollgruppe weniger Angst und hatten eine langsamere Herzfrequenz. Der Blutdruck sank zudem auch bei denjenigen, die nur gewöhnliche Musik hörten. Die Ergebnisse gehen mit denen früherer Studien einher, die den Nutzen dieser Klangtherapie zur Reduktion von Angst und Unwohlsein bei Operationen im Allgemeinen aufzeigten. Den Bericht einer Teilnehmerin hob Vichitvejpaisal besonders hervor. Die Patientin habe bei ihrer ersten Operation am Auge vom ersten Moment an enorme Ängste ausgestanden und das Gefühl gehabt, die Prozedur dauere eine gefühlte Ewigkeit. Dank der Klangtherapie veränderte sich diese negative Erfahrung bei ihrer zweiten Operation – sie habe kaum noch Angst empfunden und der Eingriff sei schon vorüber gewesen, bevor sie es überhaupt bemerkt hätte.

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Quelle: „The Effect of Binaural Beat Audio on Operative Anxiety in Patients Undergoing Local Anesthesia for Ophthalmic Surgery”, Pornpattana Vichitvejpaisal et al.; 116th Annual Meeting of American Academy of Ophthalmology, Scientific Poster PO313


 

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