Glück geht über drei Ecken

Das Glück eines Einzelnen überträgt sich auf bis zu drei Knoten eines sozialen Netzwerks, zeigt die Statistik - Unglück überträgt sich hingegen nicht
Boston (USA)/San Diego (USA) - Glück ist offenbar ein soziales Phänomen. Es strebt danach, sich auf mehrere zu verteilen. Unglück hingegen bleibt bei sich. Das klingt mystisch, ist aber statistisch nachzuweisen. Dies tat jetzt ein amerikanisches Forscherteam, nachdem es rund 5000 Personen mit ihren zentralen biografischen Ereignissen wie Liebe, Heirat, Geburt, Scheidung, Krankheit, Tod über 20 Jahre lang verfolgt hatte. Glückliche Ereignisse können sich - wie die Forscher im "British Medical Journal" zeigen - von einem Individuum auf einen Freund und von dort auf einen Freund dieses Freundes und von dort auf einen Freund dieses Freundes dieses Freundes übertragen,

"Wir haben festgestellt, dass ein emotionaler Zustand eines Individuums von den emotionalen Ereignissen anderer Leute, die ein Individdum nicht einmal kennen muss, abhängen kann. Diese anderen Leute können zwei bis drei Ecken von einem Individuum entfernt sein", erklärt Nicholas Christakis von der Harvard Medical School. "Und die Wirkung ist durchaus keine flüchtige."

Seit über zwei Jahren werten Christakis und sein Kollege James Fowler von der University of California die Daten von rund 5000 Personen aus, die über 20 Jahre lang die wichtigsten Ereignisse ihres Lebens wie Heirat, Geburt eines Kindes, Krankheit, Scheidung, Tod eines Angehörigen festgehalten haben und überdies Namen von engen Freunden, Arbeitskollegen und Nachbarn notiert haben. Dabei ergab sich zufällig, dass viele der genannten Freunde wiederum Teilnehmer der Studie waren, so dass auch Querverbindungen hergestellt werden konnten.

Konkret zeigte sich, dass ein Freund oder eine Freundin, der oder die weniger als gut eineinhalb Kilometer (entspricht etwa einer amerikanischen Meile) von dem glücklichen Individuum entfernt wohnt, eine um 25 Prozent höhere Chance hat, ebenfalls glücklich zu werden. Der Ehepartner bzw. die Ehepartnerin hat eine um acht Prozent höhere Glückschance und der Nachbar, der direkt neben dem Individuum wohnt, sogar eine um 34 Prozent größere Chance auf Glückszuwachs.

Die größere Überraschung stellen aber nicht die direkten, sondern die indirekten Beziehungen dar. Wenn ein Individuum, das gerade glücklich ist, die Glückschancen seines Freundes erhöht, dann erfährt ein Freund dieses Freundes eine immer noch um zehn Prozent gestiegene Chance auf Glück. Ein Freund wiederum dieses Freundes dieses Freundes hat Chance auf Glückszuwachs, die immerhin um 5,6 Prozent höher ist als vorher. Dabei gilt offenbar: Je näher die miteinander sozial verbundenen Menschen zueinander leben, desto "ansteckender" ist das Glück.

Die Forscher wollten mit ihrer Studie zeigen, dass unsere Gesundheit, die ja auch mit unserem Glück zusammenhängt, von unserem sozialen Kontext berührt wird. Ähnliche Verflechtungen zwischen Eigenschaften eines Individuums und die Übertragung dieser Eigenschaften auf andere Personen des Netzwerks haben die beiden Forscher bereits früher beim Merkmal Fettleibigkeit und beim Merkmal Rauchentwöhnung belegt.

British Medical Journal
Quelle: "Dynamic spread of happiness in a large social network: longitudinal analysis over 20 years in the Framingham Heart Study", James H Fowler, Nicholas A Christakis; British Medical Journal, 04. Dezember 2008


 

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