Glaube an Schicksal kann bei Trauer helfen
"Der Tod eines nahestehenden Menschen ist eines der einschneidendsten Ereignisse im Leben der Betroffenen und bedeutet eine enorme Belastung", sagt Jule Specht von der Universität Münster. "Die Menschen unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrer Reaktion auf den Tod ihres Partners. Eine Ursache dafür liegt in der grundsätzlichen Lebenseinstellung, also darin, was sie ganz allgemein als Ursache für Ereignisse in ihrem Leben ansehen: das eigene Verhalten oder unbeeinflussbare Faktoren wie Zufall oder Schicksal."
Für die Studie hatten Jule Specht, Stefan Schmuckle und Boris Egloff Informationen von 414 Personen genutzt, die ihren Partner verloren haben. Diese wurden über einen Zeitraum von neun Jahren begleitet und untersucht. Es zeigte sich, dass die allgemeine Lebenszufriedenheit der Verwitweten durch den Einschnitt stark abfiel und selbst vier Jahre nach dem Tod noch deutlich geringer war als vor dem Tod des Partners. Doch die Lebenszufriedenheit derjenigen, die glaubten, dass nicht sie selbst, sondern der Zufall oder das Schicksal ihr Leben beeinflusst, sank deutlich weniger stark. Sie wurden also weniger stark durch das Ereignis beeinträchtigt.
Die jetzigen Ergebnisse stehen früheren Forschungen entgegen, die gezeigt hatten, dass es eher von Nachteil sei, an das Schicksal zu glauben. Menschen mit diesem Glauben sind beispielsweise generell unzufriedener mit ihrem Leben, weniger erfolgreich im Beruf und häufiger krank. "Unser Ergebnis zeigt nun, dass der Glaube an das Schicksal nicht nur Nachteile mit sich bringt, sondern in bestimmten Situationen auch vorteilhaft sein kann", sagt Specht. Menschen, die an Schicksal oder Zufall glauben, kommen möglicherweise besser zurecht, weil sie akzeptieren, dass es im Leben unbeeinflussbare Faktoren gibt, vermuten die Forscher.