Gicht: Weniger Anfälle bei höherem Kirschkonsum

Inhaltsstoffe des Obstes könnten eine schützende Wirkung bei der Stoffwechselerkankung haben
Harnsäurekristalle aus der Gelenksflüssigkeit eines Patienten, fotografiert im polarisierten Licht
Harnsäurekristalle aus der Gelenksflüssigkeit eines Patienten, fotografiert im polarisierten Licht
© Bobjgalindo / Creative Commons (CC BY-SA 3.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en
Boston (USA) - Der Verzehr von Kirschen senkt den Harnsäurespiegel im Blut und hemmt Entzündungen. Davon könnten Gichtpatienten profitieren, zeigt eine Studie amerikanischer Mediziner. Demnach hatten Patienten, die in zwei Tagen ein bis drei Portionen Kirschen konsumierten, ein um ein Drittel geringeres Risiko, einen schmerzhaften Gichtanfall zu erleiden. Der bei Gicht erhöhte Harnsäurespiegel führt zu Ablagerungen in den Gelenken, was Entzündungsreaktionen auslöst. Bevor aber den Patienten der Verzehr von Kirschen oder die Einnahme von Kirschextrakten generell empfohlen werden kann, seien die Ergebnisse weiterer Studien abzuwarten, schreiben die Forscher im Fachblatt „Arthritis & Rheumatism“.

„Das Risiko eines Gichtanfalls nimmt mit zunehmendem Kirschenkonsum ab“, sagt Yuqing Zhang von der Boston University, der Leiter der Studie. Mehr als drei Portionen à zehn Kirschen in zwei Tagen verbessert die Schutzwirkung aber nicht mehr. Das ist das Ergebnis aus Daten von 633 Gichtpatienten, die ein Jahr lang online übermittelte Angaben über ihren Krankheitsverlauf machten sowie über ihren Verzehr an Kirschen oder Kirschextrakten zwei Tage vor einem Anfall. Die überwiegend männlichen Probanden waren im Schnitt 54 Jahre alt und meldeten während der Dauer der Studie insgesamt 1.247 Krankheitsschübe. Mehr als 90 Prozent davon betrafen ein Gelenk des großen Zehs.

Der Konsum von Kirschen war mit einem um 35 Prozent verringerten Risiko von Gichtanfällen verbunden. Die Einnahme von Kirschextrakt führte zu einem noch etwas stärkeren Effekt. Nahmen die Patienten gleichzeitig das Gichtmedikament Allopurinol ein, war das Anfallsrisiko sogar 75 Prozent niedriger als bei denen, die weder Kirschen gegessen noch das Medikament eingenommen hatten. Allopurinol senkt den Harnsäurespiegel, wird aber wegen möglicher Nebenwirkungen nur in bestimmten Fällen verordnet. Einflussfaktoren wie Geschlecht, Alkoholkonsum, Ernährung und Body-Mass-Index haben die Forscher bei der statistischen Auswertung berücksichtigt. Die Ergebnisse legen einen ursächlichen Zusammenhang nah, der aber noch nicht erwiesen ist.

Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass Kirschen Substanzen enthalten, die die Harnsäureproduktion drosseln und Entzündungen dämpfen. Beide Wirkungen könnten bei einem möglichen Schutzeffekt eine Rolle spielen. Gemessen wurden diese aber in der Studie nicht. Der Vitamin C-Gehalt von Kirschen würde nicht ausreichen, um die Harnsäurewerte abzusenken, schreiben die Forscher. Zudem hatten andere Früchte wie Erdbeeren, Trauben und Kiwis keine derartige Wirkung. Da der Kirscheffekt auf das Anfallsrisiko auch dann noch messbar war, wenn gleichzeitig ein Harnsäurespiegel-senkendes Medikament eingenommen wurde, muss es noch andere Wirkmechanismen geben, die unabhängig vom Harnsäurestoffwechsel sind. Der hohe Gehalt an Anthocyanen, die als Antioxidantien und Entzündungshemmer dienen, könnte hier von Bedeutung sein. Untersuchungen zur Frage, ob Inhaltsstoffe der Kirschen auch bei anderen in Schüben auftretenden Gelenksentzündungen wie der rheumatoiden Arthritis eine therapeutische Wirkung zeigen, stehen noch aus.

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