Gesundheitsanalyse via Twitter

Das soziale Netzwerk kann bei der Erfassung der Gesundheit der Bevölkerung helfen
Tweets können als Grundlage für demografische Gesundheitsanalysen dienen.
Tweets können als Grundlage für demografische Gesundheitsanalysen dienen.
© Creative Commons CC0 Public Domain, Pete Linforth, Birmingham/United Kingdom
Salt Lake City (USA) - Ob es ums Essen, um Freizeitaktivitäten oder den aktuellen Gemütszustand geht – was viele auf Twitter, Facebook und Co über sich preisgeben, könnte Forschern helfen, einiges über die öffentliche Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden zu erfahren. Diese Annahme haben US-Forscher bestätigt, indem sie beinahe 80 Millionen Kurznachrichten via Twitter nach bestimmten Schlagwörtern durchsucht und mit anderen demografischen Daten abgeglichen haben. Ihren Ergebnissen zufolge eignet sich die Analyse von Posts in sozialen Netzwerken wie eben Twitter durchaus als Datengrundlage, um mögliche soziale und kulturelle Einflüsse auf die Gesundheit zu untersuchen. Sogar die lokalen Gegebenheiten des unmittelbaren Lebensumfeldes und dessen potenzielle Auswirkungen können auf diese Weise untersucht werden, berichten sie im Fachblatt „JMIR Public Health and Surveillance”. So ließe sich etwa messen, wie glücklich Menschen in einer bestimmten Gegend sind, wie gesundheitsbewusst sie sich ernähren oder wie oft sie sich sportlich betätigen und was die Gegebenheiten vor Ort womöglich dazu beitragen.

„Unsere Daten sagen uns, dass bestimmte Umgebungen weniger Möglichkeiten bieten, um eine gesunde Ernährung zu unterstützen”, sagt Quynh Nguyen von der University of Utah College of Health. Dem könne man ihrer Meinung nach entgegenwirken, indem etwa in Gegenden mit vielen Fastfood-Restaurants mehr Supermärkte angesiedelt würden, in denen frische Lebensmittel erhältlich sind. Nguyen und ihre Kollegen hatten für ihre Studie rund 80 Millionen Tweets analysiert. Dabei handelte es sich um eine zufällige Stichprobe von einem Prozent der öffentlich zugänglichen und geografisch zugeordneten Twitter-Nachrichten der US-Bevölkerung zwischen April 2015 und März 2016.

Die Forscher ließen ihren Algorithmus nach bestimmten Stichwörtern suchen, beispielsweise nach Lebensmitteln – darunter Kaffee, Bier, Pizza, Eis oder Hühnchen – sowie nach Schlagwörtern, die auf sportliche Betätigung hindeuten – etwa Spazieren, Tanzen, Laufen, Fahrradfahren, Schwimmen oder auch konkrete Sportarten wie Yoga. Außerdem suchten sie in den Posts nach Indikatoren dafür, dass die Leute glücklich sind. Die so gewonnenen Daten glichen sie mit Informationen aus öffentlichen Erhebungen ab, etwa Gesundheitserhebungen und Volkszählungen. Am häufigsten wurde übrigens über Kaffee getwittert, gefolgt von Bier und Pizza.

Es stellte sich unter anderem heraus: In Tweets, die aus weniger gut situierten Gegenden und solchen mit größeren Haushalten stammten, wurden seltener gesündere Lebensmittel wie Obst und Gemüse oder mageres Fleisch erwähnt. Auch scheint die Nähe zu Fastfood-Restaurants dazu zu animieren, Fastfood zu essen, denn wo es viele Fastfood-Restaurants gab, wurde auch häufiger über Fastfood getwittert. In Gegenden mit sozialen und ökonomischen Nachteilen, Großstädten und vielen Fastfood-Restaurants in der Nachbarschaft waren die Leute zudem tendenziell weniger glücklich und erwähnten bei Twitter seltener gesundes Verhalten. Alles in allem schließen Nguyen und ihre Kollegen: Tweets bieten eine Möglichkeit, Informationen über vorherrschende Stimmung, Ernährungsgewohnheiten und körperliche Aktivität zu gewinnen. Dies kann wiederum dabei helfen, die individuellen Bedürfnisse in unterschiedlichen Gegenden besser einzuschätzen und entsprechend zu reagieren.

Bereits frühere Studien hatten Twitter zur Untersuchung gesundheitlicher Aspekte genutzt, etwa zum Thema Rauchen oder auch zu Krankheitsausbrüchen. Die aktuelle Arbeit zeigt nun, dass solche Analysen auch Hinweise darüber liefern können, wie die unmittelbare Umgebung, in der man lebt, arbeitet und seine Freizeit verbringt, Gesundheit und Wohlbefinden beeinflussen kann.

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