Gesundheits-Check per DNA-Analyse von Abwasser
„Unsere Strategie kann nützlich sein, um verschiedenen Fragen zur öffentlichen Gesundheit nachzugehen, ohne dabei die Privatsphäre der Menschen zu verletzen“, sagt Murat Eren aus der Arbeitsgruppe von Mitchell Sogin vom Marine Biological Laboratory in Woods Hole. Zusammen mit Forschern der University of Wisconsin in Milwaukee untersuchten sie Wasserproben aus 78 Kläranlagen von 71 Städten in unterschiedlichen Regionen der USA. Aus den in jeweils einem viertel Liter Wasser enthaltenen Bakterien wurde zunächst die DNA isoliert. Arttypische DNA-Abschnitte erlaubten dann die Zuordnung zu einzelnen Spezies. Nur 15 Prozent der für die Identifizierung genutzten DNA stammte aus menschlichen Darmbakterien, war aber von DNA anderer Quellen zu unterscheiden.
Der verwertbare DNA-Anteil lieferte ein typisches Artenspektrum der menschlichen Darmflora, wie ein Vergleich mit Analysen von Stuhlproben ergab. Die Zusammensetzung der Darmflora unterschied sich zwischen den einzelnen Städten, aber die Unterschiede waren nicht so groß wie die zwischen zwei Individuen. Bekanntlich beeinflussen Ernährungsweise, Krankheiten und Lebensstil die Populationsgröße einzelner Bakterienarten im Darm. So überwiegen bei fettleibigen Menschen andere Keimgruppen als bei schlanken. „Allein mit Hilfe der Abwasserproben konnten wir Unterschiede zwischen den Städten feststellen, die auf den Anteil fettleibiger Bewohner zurückzuführen waren“, sagt Eren. Die Angabe über den Prozentsatz fettleibiger Menschen einer Stadt hatte eine Zuverlässigkeit von mehr als 80 Prozent. Routinemäßige DNA-Tests des einfließenden Abwassers von Kläranlagen könnten also dazu beitragen, bestimmte Aspekte der Gesundheit großer Bevölkerungsgruppen über eine längere Zeit zu registrieren.