Gesunde Konkurrenz im Mund: Wie „gute“ Pilze eine Infektion durch „böse“ Pilze verhindern
„Ein gestörtes Gleichgewicht zwischen den Mikroben, die in unserem Mund leben, kann Krankheiten auslösen“, sagt Mahmoud Ghannoum von der Case Western Reserve University in Cleveland. Sein Forscherteam nutzte modernste Methoden der DNA-Sequenzierung, um das Artenspektrum sämtlicher Mundkeime von jeweils zwölf HIV-Patienten und Kontrollpersonen zu ermitteln. Dabei ergaben sich für die Pilze – im Gegensatz zu den Bakterien – deutliche Unterschiede zwischen beiden Probandengruppen. Vorherrschender Pilztyp bei allen Testpersonen waren Vertreter der Gattung Candida, wobei die Spezies Candida albicans den größten Anteil ausmachte. Allerdings hatten die Gesunden größere Mengen an Pichia-Arten und vergleichsweise geringere Keimzahlen an Candida. Dagegen waren bei den Patienten erhöhte Mengen an Candida stets gekoppelt mit sehr geringen Mengen an Pichia. In Laborversuchen gingen die Forscher diesen Hinweisen auf eine antagonistische Wirkung der beiden Hefen weiter nach.
Tatsächlich setzten die Pichia-Hefen bei Anzucht in einer Nährlösung eine noch unbekannte Substanz frei, die das Wachstum von Candida-Hefen hemmte. Und nicht nur das: Dieser Wirkstoff verhinderte auch das Anheften und Auskeimen der Pilzzellen – zwei Fähigkeiten des Soorerregers, die für eine Infektion nötig sind. Schließlich prüften die Wissenschaftler, ob die von Pichia produzierte Substanz für eine Therapie einsetzbar ist. Dazu behandelten sie Candida-Mundinfektionen bei Mäusen mit der noch nicht gereinigten Substanz aus der Nährlösung. Als Vergleich dienten unbehandelte Tiere und solche, denen das Pilzmittel Nystatin verabreicht wurde. Der Pichia-Wirkstoff verringerte die Candida-Keimzahl sogar noch effektiver als das Medikament. In Laborkulturen hemmte er auch das Wachstum anderer krankheitserregender Pilze wie Arten von Aspergillus, Fusarium und Cryptococcus. Die weiteren Forschungsarbeiten könnten dazu führen, ein neues Antimykotikum mit breitem Wirkungsspektrum zu entwickeln. Der nächste Schritt besteht nun darin, die chemische Natur der Pichia-Substanz zu identifizieren und ihren Wirkmechanismus aufzuklären.