Gesprächs-Therapie nach Schlaganfall

Positive Dialoge reduzieren Depressionen und erhöhen die Überlebensrate
Preston (Großbritannien)/Dallas (USA) - Reden hilft, auch nach Schlaganfall: Patienten, die möglichst früh an einer Gesprächs-Therapie teilnehmen, haben weniger Depressionen als Betroffene, die nur die übliche Behandlung erhalten. Außerdem sind ihre Überlebenschancen besser. Das berichten britische Forscher im "Journal of the American Heart Association" (im Druck). Im Unterschied zu früheren Untersuchungen hatten die Therapeuten in der aktuellen Studie bereits innerhalb des ersten Monats nach dem Schlaganfall mit der Behandlung begonnen.

"Bisherige Studien, die depressive Schlaganfall-Patienten untersuchten, hatten nur einen limitierten Erfolg, weil Depressionen möglicherweise schon den Gesundungsprozess beeinflusst hatten", sagt Caroline Watkins, Studienleiterin und Professor an der University of Central Lancashire in Preston, England. "Wir haben herausgefunden, dass die frühen Gespräche den Patienten geholfen haben, realistischere Erwartungen bezüglich ihrer Gesundung zu haben. Außerdem bliesen sie nicht so viel Trübsal."

Schlaganfall-Patienten fallen häufig in eine Depression. Diese wird aber oft zu spät erkannt oder ganz übersehen. Als Folge davon kann unter anderem die anschließende Rehabilitationszeit und die Rückkehr in den Alltag erheblich verlängert werden. Die Therapeuten nutzten in ihrer Studie spezielle Motivations-Interviews, um das Leben der Patienten nach einem Schlaganfall wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Sie befragten die Betroffenen bezüglich ihrer Gedanken über die Zukunft - welche Hürden sie bei der Heilung erwarten würden, sowie ihre Zuversicht, diese Hürden zu überwinden. Dabei bestärkten die Therapeuten die Patienten, eigene Lösungen zu finden, die erwarteten Probleme zu lösen.

Überlebensrate doppelt so hoch

An der Studie nahmen mehr als 400 Patienten einer Schlaganfall-Station im Durchschnittsalter von 70 Jahren teil, die in der Lage waren zu kommunizieren. Alle Studienteilnehmer erhielten die übliche Schlaganfall-Nachsorge. Die Hälfte nahm zusätzlich an der Gesprächs-basierten Therapie teil: Innerhalb von zwei bis vier Wochen nach dem Anfall hatten sie bis zu vier 30- bis 60-minütige Sitzungen. Nach einem Jahr hatte knapp die Hälfte der Patienten mit Gesprächstherapie eine zuversichtliche Lebenseinstellung - verglichen zu 37,7 Prozent der Kontrollgruppe. Darüber hinaus war die Sterberate in der Gesprächstherapie-Gruppe nur halb so hoch (6,5 Prozent gegenüber 12,8 Prozent).

"Wir haben nicht jede Todesursache der verstorbenen Patienten nach zwölf Monaten untersucht", so Watkins. "Die Ergebnisse legen aber eine hohe Assoziation zwischen der Stimmung nach dem Schlaganfall und der Sterberate nahe. Dies sollte in einer wesentlich größeren Studie näher untersucht werden." Weiterhin hebt Watkins hervor: "Die einfache und kurze Behandlung ist relativ günstig und hat doch einen großen Vorteil."

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Therapeuten waren keine trainierten klinischen Psychologen, sondern medizinisches Personal wie Krankenschwestern. Sie wurden allerdings vorher speziell eingewiesen und während der Behandlung durch entsprechende Fachleute begleitet. Dies zeige, dass dieses Programm mit entsprechender Anleitung in verschiedenen Gesundheitseinrichtungen eingesetzt werden könne, so die Studienautoren.

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Quelle: "Journal of the American Heart Association" (im Druck)


 

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