Gesichtserkennung unter Fischen - mithilfe von UV-Mustern

Charakteristische Muster im Gesicht helfen Riffbarschen dabei, Artgenossen von anderen Spezies zu unterscheiden
Tübingen/Brisbane (Australien) - Komplexe filigrane UV-Muster im Gesicht helfen manchen Fischen offenbar dabei, Artgenossen zu erkennen und so leicht von Nicht-Artgenossen unterscheiden zu können. Zwei Arten von Riffbarschen - so genannten Demoisellen - sehen für das menschliche Auge im Grunde identisch aus, besitzen aber charakteristische, im ultravioletten Bereich des Lichts sichtbare Muster. Diese nutzen die Tiere für die Identifikation, hat ein Team internationaler Forscher in Verhaltensversuchen beobachtet. Damit ermöglicht die UV-Sicht der Fische wohl eine deutlich detailliertere Wahrnehmung als bislang angenommen. Dies wiederum bestätigt die Hypothese, dass die Tiere diese Fähigkeit für eine Art geheime Kommunikation verwenden, die von Räubern weitgehend unbemerkt bleibt, berichten die Biologen im Fachblatt "Current Biology".

"Forscher haben für lange Zeit angenommen, dass UV-Sicht nicht besonders gut ist und grade mal dafür ausreicht, die Anwesenheit und Abwesenheit von UV-Licht oder Objekte vor einem hellen UV-Hintergrund auszumachen", erläutert Ulrike Siebeck von der University of Queensland. "Das Spannende ist, dass wir zeigen konnten, dass diese Fische Unterschiede zwischen komplizierten UV-Mustern feststellen können - etwas, das aufgrund früherer Vermutungen nicht erwartet wurde." Gemeinsam mit Dennis Sprenger von der Universität Tübingen und weiteren Kollegen hatte Siebeck zwei Arten von Demoisellen untersucht, die sich extrem ähnlich sehen, jedoch unterschiedliche komplexe Muster im Gesicht haben, welche im UV-Bereich sichtbar sind. Die Biologen präsentierten den aggressiven Riffbarschen in deren eigenen Revier am Riff zwei Eindringlinge, die von einer durchsichtigen Plastikröhre geschützt waren - einen von der eigenen Spezies, einen anderen von der anderen Art - und beobachteten das Verhalten der Fische.

Die Tiere griffen arteigene Eindringlinge eindeutig massiver an als diejenigen, die zur anderen Art gehörten. Präsentierten die Forscher die Fische jedoch in Röhren, die zwar durchsichtig waren, aber kein UV-Licht durchließen, konnten die Revierinhaber die Eindringlinge nicht mehr so sicher voneinander unterscheiden. In weiteren Tests prüften die Biologen das Unterscheidungsvermögen der Riffbarsche mithilfe von Papiervorlagen, auf die sie die komplexen Muster übertrugen. Sie trainierten die Fische darauf, nur an einem der beiden Muster Futter zu bekommen. Präsentierten sie dann später die beiden Muster auch ohne Futter, entschieden sich die Tiere auch tatsächlich für das richtige, auf das sie trainiert worden waren.

Für viele Tiere ist es ein zentraler Faktor bei der Partnersuche und Revierstreitigkeiten, auffällig für Artgenossen oder nah verwandte Arten zu sein. Andererseits ist es wichtig, für Räuber nicht zu auffällig zu sein. Mit dieser Fähigkeit einer komplexeren UV-Sicht haben die Fische eine Möglichkeit, beides zu schaffen: möglichst unauffällig für Räuber zu bleiben, die keine UV-Sicht besitzen, gleichzeitig aber ein auffälliges Kommunikationsmittel zu haben, um Angehörige der eigenen Art leicht erkennen zu können.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "A Species of Reef Fish that Uses Ultraviolet Patterns for Covert Face Recognition", Ulrike E. Siebeck et al.; Current Biology (Vol. 20; DOI 10.1016/j.cub.2009.12.047)


 

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