Geselligkeit schützt Schmetterlinge

Zeitweises Versammeln in kleinen Gruppen senkt das Risiko, von Vögeln gefressen zu werden
Zebrafalter (Heliconius charithonia)
Zebrafalter (Heliconius charithonia)
© Kaldari
Irvine (USA) - Einige Schmetterlingsarten kommen spätnachmittags zu kleinen Gruppen zusammen und verbringen so die Zeit bis zum frühen Morgen. Welchen Nutzen dieses Verhalten hat, können amerikanische Biologen jetzt erklären: Die Gruppenbildung schreckt Feinde ab. Ein einzelner Schmetterling wird mit größerer Wahrscheinlichkeit von Vögeln angegriffen als das Mitglied einer Gruppe, berichten die Forscher im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B”. Warum die Schutzwirkung bei sehr großen Ansammlungen wieder nachlässt, bleibt vorerst ungeklärt. Die Experimente lieferten keine Hinweise darauf, dass die Schmetterlingsversammlung dem Austausch nützlicher Informationen dient.

„Es ist möglich, dass ein einzelnes Individuum oder sehr kleine Gruppen nicht ausreichen, um ein wirksames Warnsignal zu erzeugen“, schreiben Susan Finkbeiner und ihre Kollegen von der University of California in Irvine. Schmetterlinge der Gattung Heliconius sind auffällig gefärbt und signalisieren dadurch, dass sie aufgrund giftiger Inhaltsstoffe ungenießbar sind. Eine Gruppenbildung könnte diese Warnfärbung verstärken und so Feinde besser abschrecken. Eine andere Erklärung wäre der Verdünnungseffekt: Als Teil einer Gruppe sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Tieres, einem Angriff zum Opfer zu fallen. Jedenfalls zeigten die Freilandexperimente in Costa Rica und Panama, dass sich in Gesellschaft mit anderen sowohl die Häufigkeit der räuberischen Attacken als auch das individuelle Risiko, gefressen zu werden, verringert.

Um die “Verteidigungshypothese” zur Erklärung des Verhaltens zu prüfen, setzten die Biologen Schmetterlingsattrappen ein. Diese waren wie Heliconius-Arten gefärbt und wurden von Glanzvögeln, Fliegenschnäppern and Prachtmeisen, den Hauptfressfeinden der Insekten, nicht als Fälschung erkannt. In mehreren Waldgebieten befestigten die Forscher ihre Attrappen einzeln, zu zweit oder in Gruppen zu fünf oder zehn Exemplaren an Baumzweigen, wo sie vier Tage lang blieben. Typische Spuren von Schnabelhieben zeigten Angriffe von Vögeln an.

In einer Gruppe von fünf Tieren waren die Schmetterlinge den wenigsten Angriffen ausgesetzt. Für die Art Heliconius erato (Kleiner Postbote) wurde eine ähnliche Gruppengröße auch unter natürlichen Bedingungen am häufigsten beobachtet. Das Angriffsrisiko für einen einzelnen Schmetterling war mehr als sechsmal so groß wie das individuelle Risiko als Teil einer Fünfergruppe. Bei Gruppen von zehn und mehr Tieren könnte der Schutzeffekt durch negative Wirkungen überlagert werden. So bildeten zahlreiche Schmetterlinge innerhalb des gemeinsamen Lebensraums statt einer großen eher mehrere kleinere Gruppen. Der mögliche Vorteil: Die Vögel könnten dadurch schneller lernen, das Warnsignal zu respektieren, was die Häufigkeit ihrer Angriffe verringern würde, vermuten die Autoren.

Eine zweite Hypothese zur Erklärung der Gruppenbildung konnten die Biologen widerlegen. Die Schmetterlinge tauschten keine Informationen über Futterplätze aus. Nach Auflösung der Gruppe flogen die einzelnen Tiere ganz verschiedene Ziele an. Damit verhalten sich die Schmetterlinge anders als einige Vögel, die sich ebenfalls für mehrere Stunden zusammenfinden. Wenn sich eine solche Gruppe wieder auflöst, folgen oft junge Vögel einem älteren und lernen so neue Futterplätze kennen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „The benefit of being a social butterfly: communal roosting deters predation“, Susan D. Finkbeiner et al.; Proceedings of the Royal Society B, DOI: 10.1098/rspb.2012.0203


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg