Gemahlin Ottos I. im Magdeburger Dom gefunden?

Eine der ältesten europäischen Königinnen - Edgitha, Gemahlin von Otto I. - befindet sich möglicherweise in jenem Bleisarg, der 2008 im Magdeburger Dom entdeckt worden ist
Dieses Herrscherpaar im Magdeburger Dom wurde als Otto I und Edgitha angesehen. Möglicherweise stellen die Figuren aber auch
Dieses Herrscherpaar im Magdeburger Dom wurde als Otto I und Edgitha angesehen. Möglicherweise stellen die Figuren aber auch "König der Könige und Ecclesia" dar, also Jesus, und die personifizierte Darstellung der christlichen Kirche
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Bristol (Großbritannien)/Magdeburg - Ein Bleisarg mit den sterblichen Resten einer Frau im Alter zwischen 30 und 40 Jahren wurde 2008 im Magdeburger Dom gefunden. Britische Forscher vermuten, dass es sich bei der Frau um Edgitha, die Gemahlin Ottos I. (912-973) handeln könnte. Edgitha selbst stammte aus hochadligem Hause: Ihr Großvater war Alfred der Große von England und ihr Bruder Athelstan der erste König von ganz England. Wenn sich nun bei der anstehenden Identifizierung des Skeletts herausstellt, dass es sich tatsächlich um Edgitha handelt, dann wären damit die ältesten sterblichen Reste eines Mitglieds der englischen Königsfamilie gefunden.

"Wir wissen, dass die sächsischen Könige viel umhergereist sind, und wir hoffen durch die Isotopenanalyse belegen zu können, dass die Frau sich in Wessex und Mercia aufgehalten hat", erklärt Mark Horton von der University of Bristol. " Denn das sind die mutmaßlichen Orte, an denen Edgitha ihre Kindheit verbracht hat. Wenn wir nachweisen können, dass dies tatsächlich Edgitha war, dann wird dies eine der aufregendsten historischen Entdeckungen der letzten Jahre sein."

2008 hatte ein deutsches Archäologen-Team unter Leitung von Harald Meller vom Landesmuseum für Vorgeschichte im Magdeburger Dom ein Grabmal gefunden, das mit dem Namen von Edgitha versehen war. Dieses Grab gilt jedoch als ein so genanntes Scheingrab (Kenotaph), das nur für hochgestellte Persönlichkeiten errichtet wurde und der Erinnerungspflege dienen sollte. Solche Scheingräber sind normalerweise leer. Außerdem wurde dieses Scheingrab wesentlich später, nämlich 1510, errichtet. Das eigentliche Grab befand sich nach bisherigen Erkenntnissen im Magdeburger Mauritiuskloster. Allerdings fand man im Fundament des Grabmals von 1510 einen Bleisarg mit den sterblichen Resten einer Frau im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, die vor rund 1000 Jahren gestorben sein könnte. Klärung soll jetzt eine Isotopenanalyse der Knochen bringen.

Sollte sich die Vermutung bewahrheiten und in diesem Bleisarg tatsächlich die Überreste von Ottos Gemahlin Edgitha (englisch Eadgyth) liegen, dann wären dies die ältesten Überreste aus einer britischen Königsfamilie überhaupt. Und Edgitha war auch kein nebensächliches Mitglied einer königlichen Familie. Ihr Großvater war Alfred der Große, der als Bezwinger der Wikinger gilt. Ihr Bruder Athelstan war der erste richtige König von England, weil er nach der Schlacht von Brunanburgh 937 die verschiedenen sächsischen und keltischen Stämme in England vereint hatte. Mit diesem Königshaus eine dynastische Verbindung einzugehen war für Otto I. sehr vorteilhaft. Als Otto I. einen Gesandten nach England schickte, der seine Bitte vortrug, sich mit einer englischen Prinzessin zu vermählen, schickte Athelstan ihm gleich zwei Prinzessinnen "zur Auswahl", seine beiden Halbschwestern Edgiva und Edgitha. Otto entschied sich für Edgitha, während Edgiva Rudolf II. von Burgund heiratete. Ottos Wahl fand offenbar Anklang. Roswitha von Gandersheim, Zeitgenossin Ottos I., beschrieb Ottos erste Frau Edgitha mit den Worten "von reiner und edler Stirn, anmutigem Wesen und wahrhaft königlicher Gestalt". Allerdings wurde Edgitha nicht sehr alt: Sie starb bereits mit 36 Jahren.

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Quelle: University of Bristol


 

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