Gemahlin Ottos I. im Magdeburger Dom gefunden?
"Wir wissen, dass die sächsischen Könige viel umhergereist sind, und wir hoffen durch die Isotopenanalyse belegen zu können, dass die Frau sich in Wessex und Mercia aufgehalten hat", erklärt Mark Horton von der University of Bristol. " Denn das sind die mutmaßlichen Orte, an denen Edgitha ihre Kindheit verbracht hat. Wenn wir nachweisen können, dass dies tatsächlich Edgitha war, dann wird dies eine der aufregendsten historischen Entdeckungen der letzten Jahre sein."
2008 hatte ein deutsches Archäologen-Team unter Leitung von Harald Meller vom Landesmuseum für Vorgeschichte im Magdeburger Dom ein Grabmal gefunden, das mit dem Namen von Edgitha versehen war. Dieses Grab gilt jedoch als ein so genanntes Scheingrab (Kenotaph), das nur für hochgestellte Persönlichkeiten errichtet wurde und der Erinnerungspflege dienen sollte. Solche Scheingräber sind normalerweise leer. Außerdem wurde dieses Scheingrab wesentlich später, nämlich 1510, errichtet. Das eigentliche Grab befand sich nach bisherigen Erkenntnissen im Magdeburger Mauritiuskloster. Allerdings fand man im Fundament des Grabmals von 1510 einen Bleisarg mit den sterblichen Resten einer Frau im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, die vor rund 1000 Jahren gestorben sein könnte. Klärung soll jetzt eine Isotopenanalyse der Knochen bringen.
Sollte sich die Vermutung bewahrheiten und in diesem Bleisarg tatsächlich die Überreste von Ottos Gemahlin Edgitha (englisch Eadgyth) liegen, dann wären dies die ältesten Überreste aus einer britischen Königsfamilie überhaupt. Und Edgitha war auch kein nebensächliches Mitglied einer königlichen Familie. Ihr Großvater war Alfred der Große, der als Bezwinger der Wikinger gilt. Ihr Bruder Athelstan war der erste richtige König von England, weil er nach der Schlacht von Brunanburgh 937 die verschiedenen sächsischen und keltischen Stämme in England vereint hatte. Mit diesem Königshaus eine dynastische Verbindung einzugehen war für Otto I. sehr vorteilhaft. Als Otto I. einen Gesandten nach England schickte, der seine Bitte vortrug, sich mit einer englischen Prinzessin zu vermählen, schickte Athelstan ihm gleich zwei Prinzessinnen "zur Auswahl", seine beiden Halbschwestern Edgiva und Edgitha. Otto entschied sich für Edgitha, während Edgiva Rudolf II. von Burgund heiratete. Ottos Wahl fand offenbar Anklang. Roswitha von Gandersheim, Zeitgenossin Ottos I., beschrieb Ottos erste Frau Edgitha mit den Worten "von reiner und edler Stirn, anmutigem Wesen und wahrhaft königlicher Gestalt". Allerdings wurde Edgitha nicht sehr alt: Sie starb bereits mit 36 Jahren.