Gelenkrheumatismus: Warum leiden Frauen mehr?

Die natürlichen Unterschiede des Bewegungsapparates von Männern und Frauen könnten zu Fehlern beim Vergleich der Beschwerden führen
Rheumatoide Arthritis
Rheumatoide Arthritis
© U.S. National Institutes of Health
Jyväskylä (Finnland) - Die rheumatoide Arthritis ist eine chronische, degenerative Gelenkserkrankung, von der Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Ob es geschlechtsspezifische Unterschiede im Krankheitsverlauf gibt, hat eine internationale Studie unter Leitung finnischer Mediziner untersucht. Tatsächlich sind demnach die verschiedenen Symptome der Krankheit bei Frauen stärker ausgeprägt. Allerdings könnten einige dieser Unterschiede auch auf dem Messverfahren beruhen, schreiben die Forscher im Fachblatt "Arthritis Research and Therapy". Man müsse vielleicht stärker berücksichtigen, dass Knochen und Muskulatur von Frauen generell weniger leistungsfähig und belastbar sind, so dass sich auch deshalb eine Erkrankung bei ihnen stärker auswirkt.

"Generell klagen Frauen mit rheumatoider Arthritis über stärkere Symptome und werden häufiger arbeitsunfähig", sagt Tuulikki Sokka, die Leiterin der Studie vom Jyväskylä Central Hospital. Offensichtliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestünden hinsichtlich der Häufigkeit der Erkrankung, des Alters, in dem die Krankheit erstmals auftritt, und dem Ausmaß an der Produktion von Autoantikörpern. "Außerdem", sagt Sokka, "zählen Frauen bei Befragungen mehr Krankheitssymptome auf und leiden stärker unter Schmerzen und Depressionen."

Die Studie erfasste Daten von 6004 Patienten aus 25 Ländern mit ärztlich diagnostizierter rheumatoider Arthritis. Das Durchschnittsalter lag bei 57 Jahren, 79 Prozent waren Frauen. Alle Probanden füllten standardisierte Fragebögen aus. Dadurch ließ sich die Schwere einzelner Symptome durch Werte auf einer Punkteskala angeben. Für alle Symptome - darunter Gelenkschwellungen, Schmerzen und Müdigkeit - ergaben sich bei Frauen höhere Werte. Es wäre aber möglich, sagt Sokka, dass sich eine objektiv gleich schwere Erkrankung von Gelenken, Knochen oder Muskeln bei Frauen stärker auswirkt als bei Männern, da bei Frauen der Bewegungsapparat schwächer entwickelt ist. Vielleicht wären verschiedene Messskalen für beide Geschlechter nötig, die diesen Unterschied berücksichtigen.

BioMed Central
Quelle: "Women, men, and rheumatoid arthritis: analyses of disease activity, disease characteristics, and treatments in the QUEST-RA Study", Tuulikki Sokka et al.; Arthritis Research and Therapy, Online-Publikation, http://arthritis-research.com


 

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