Geistig fit trotz Alzheimer-Plaques

„Es ist sehr gut möglich, dass Menschen, die ihr Leben lang geistig aktiv waren, Gehirne haben, die sich besser an mögliche Schädigungen anpassen können“, sagt William Jagust von der University of California in Berkeley. Er und seine Kollegen verglichen Hirnaktivitäten zweier Gruppen alter Menschen, die sich an zuvor betrachtete Bilder erinnern sollten. Die im Schnitt 76 Jahre alten Männer und Frauen zeigten keine Anzeichen einer Demenz. Bei den 16 Personen der einen Gruppe wurden mit Hilfe der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn nachgewiesen. Für die anderen 33 Probanden ergaben sich keine Hinweise auf die Alzheimer-Plaques. In einemTest zur Messung kognitiver Fähigkeiten schnitten beide Gruppen mit ähnlichen Ergebnissen ab. Als zusätzliche Kontrolle dienten 22 gesunde Menschen im Alter von durchschnittlich 24 Jahren.
Während und nachdem die Testpersonen Bilder betrachtet hatten, wurden ihre Hirnaktivitäten mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) dargestellt. Zunächst beantworteten sie einfache Fragen, die sich auf das Hauptthema einzelner Bilder bezogen. Anschließend sollten sie beurteilen, ob mehrere speziellere Aussagen zu einem bestimmten Bild richtig oder falsch sind. Die Testergebnisse waren für alle Gruppen fast gleich. Dagegen lieferten die fMRT-Aufnahmen deutliche Unterschiede in den Hirnaktivitäten während des Erinnerns. Insbesondere ergaben sich bei den alten Menschen mit Alzheimer-Plaques stärkere Hirnaktivitäten in verschiedenen Bereichen, wenn Details zu den einzelnen Bildern abgefragt wurden, also größere Gedächtnisleistungen gefordert waren.
„Anscheinend hat das Gehirn dieser Menschen einen Weg gefunden, die schädigende Wirkung der Beta-Amyloide zu kompensieren“, sagt Jagust. Vielleicht könnte so das krankhafte Nachlassen kognitiver Fähigkeiten dauerhaft verhindert werden. Es sei aber auch möglich, dass der Demenzschutz nur begrenzte Zeit anhalte und die Krankheit lediglich später ausbricht und langsamer fortschreitet. Neben diesen noch offenen Fragen bleibt zu klären, inwieweit lebenslange rege geistige Aktivität tatsächlich einen derartigen Schutzmechanismus begünstigen könnte.
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