Geistesblitze in der Pause

Die besten Ideen kommen oft in der Pause - Forscher erklären jetzt, wann das so ist und wann man besser am Schreibtisch sitzen bleiben soll
Evanston (USA)/Nijmegen (Niederlande) - Manchmal will es einfach nicht vorangehen. Stundenlang hat man bereits grübelnd, rechnend und ausprobierend am Schreibtisch gesessen und die Lösung will sich einfach nicht ergeben. Doch beim scheinbar bedeutungslosen Schwatz in der Teeküche erscheint der rettende Gedanke plötzlich sonnenklar wie auf einem Tablett serviert. Das Phänomen ist bekannt und wird als "schöpferische Pause" bezeichnet. Doch erst jetzt hat ein internationales Forscherteam geklärt, unter welchen Bedingungen die Pause am schöpferischsten ist. Wie sie in der Fachzeitschrift "Psychological Science" darlegen, sollte es sich um ein wirklich schwieriges Problem handeln, damit die Pause wirkt. Bei leichteren Problemen bringt es genauso viel, am Schreibtisch sitzen zu bleiben und und am Problem zu arbeiten, bis es gelöst ist.

Im Experiment sollten die Versuchspersonen unter verschiedenen Bedingungen Drei-Wort-Gruppen durch ein viertes Wort ergänzen, berichtet das Team um Adam Galinsky von der Kellogg School of Management der Northwestern University. Zum Beispiel waren die Wörter "Käse", "Himmel" und "Ozean" gegeben und es musste ein dazu passendes viertes Wort gefunden werden. In diesem Fall wäre dies "blau" gewesen: blauer Himmel, blauer Ozean und Blau(schimmel)käse. In einem der Experimente wurden die Versuchspersonen nach einer gewissen Zeit angestrengter Arbeit an diesen Wortgruppen durch leichte Wortspiele abgelenkt. In einem zweiten musste eine Probandengruppe die ganze Zeit konzentriert an den Wortgruppen arbeiten. Und in einem dritten Experiment hatten Versuchspersonen ebenfalls an Drei-Wort-Gruppen zu arbeiten und wurde nach einer gewissen Zeit ebenfalls durch Wortspiele zerstreut. Allerdings waren hier die passenden vierten Wörter leichter zu finden als in den anderen Tests.

Es zeigte sich, dass die Gruppe, die nach einer bestimmten "Knobelzeit" mit anderen Wortspielereien abgelenkt wurde, anschließend schneller die richtigen Lösungen fand als die Gruppe, der diese Zerstreuung nicht geboten wurde. Bei der Gruppe mit den leichteren Wortgruppen machte sich die Pause mit den Wortspielen nicht in der Schnelligkeit der Lösungsfindung bemerkbar. "Kontinuierliches Arbeiten an einem Problem ist dann besser, wenn es um lineare analytische Entscheidungen geht", erklärt Galinsky. "Eine Ablenkung beim Problemlösen hingegen ist sinnvoll, wenn es um wirklich komplexe Probleme geht. Die unbewusste Aktivierung des Denkens bei diesen Zerstreuungen können zu jenen Inspirationen führen, die auch den berühmten Aha-Erlebnissen bedeutender Entdeckungen zugrunde liegen."

Association for Psychological Science
Quelle: "The Merits of Unconscious Thought in Creativity", Adam Galinsky et al.; Psychological Science, September 2008 (im Druck)


 

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