Geigensaiten aus Spinnenseide

Tausende miteinander verdrillter Fasern sind stabil und erzeugen weiche und tiefe Klangfarben
Fasern dieser Spinne (Nephila maculata) verdrillten Forscher zu stabilen Geigensaiten
Fasern dieser Spinne (Nephila maculata) verdrillten Forscher zu stabilen Geigensaiten
© Ulhas P. Anand, CC license 3.0
Nara (Japan) - Geigenvirtuosen streichen heute noch über Saiten aus Naturdärmen oder Nylonfasern. Doch eine neue Klangfarbe bei Konzerten könnten sie mit einer Bespannung aus Spinnenseide erzielen. Diese stellte nun erstmals ein japanischer Wissenschaftler aus tausenden natürlich gewonnenen Fäden her. Wie er in der Fachzeitschrift „Physical Review Letters“ erläutert, seien diese Spinnensaiten stabil genug und können den Geigen einen neuen Klang entlocken.

„Die Spinnensaiten ermöglichen vor allem bei hohen Frequenzen deutliche Obertöne und erzeugen so eine weiche und tiefe Klangfarbe“, berichtet Shigeyoshi Osaki von der Nara Medical University. Für seine ersten Saiten nutzte er Fasern der Spinnenart Nephila maculata, die in Japan für ihre komplex gesponnenen Netze bekannt ist. Für jede Saite verdrillte er 3.000 bis 5.000 einzelne Fasern zu einem Bündel. Drei solche Bündel wiederum verdrehte er dann in entgegengesetzter Richtung zu einer robusten Saite.

Diese Spinnensaiten zeigten sich stabil genug für die vier Saiten, gestimmt auf die Töne g, d´, a´, und e´´. Sie hielten länger als mit Aluminium ummantelte Saiten aus Nylon, aber nicht ganz so gut wie Saiten aus Naturdarm. „Einige professionelle Geigenspieler berichteten, dass Spinnensaiten eine besondere Klangfarbe erzeugten und so die Basis für eine neue Musik legen könnten“, fasst Osaki erste Praxiserfahrungen zusammen.

Da für eine einzige Geigensaite die Fasern von über 300 Spinnen nötig waren, werden derzeit nur wenige Geigenvirtuosen diese exklusiven Saiten nutzen können. Doch in einigen Laboren weltweit wird an der Entwicklung künstlicher Spinnenseide geforscht, sie könnten künftig die Versorgung mit den filigranen Fasern sichern.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Spider silk violin strings with a unique packing structure generate a soft and profound timbre“, Shigeyoshi Osaki; Physical Review Letters, zur Veröffentlichung akzeptiert

http://prl.aps.org/accepted/L/25078Ye0Yef1163de18a8722105e7914a797506ee



 

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