Gegen multiresistente Keime: Probiotische Bakterien für die Nase

„So wie wir bereits probiotische Bakterien einsetzen, um die Darmflora zu verbessern, wäre dieselbe Strategie denkbar, um die Ausbreitung multiresistenter Keime zu verhindern”, sagt Lance Price vom Translational Genomics Research Institute in Flagstaff. Sein Forscherteam untersuchte Nasenabstriche von 46 eineiigen und 43 zweieiigen Zwillingspaaren im Alter zwischen 50 und 79 Jahren. DNA-Analysen lieferten für jede Testperson das gesamte Spektrum vorhandener Bakterienarten. Die eineiigen Zwillinge zeigten keine größeren Gemeinsamkeiten im Artenspektrum als die zweieiigen. Das bedeutet, dass die Keimarten der bakteriellen Besiedlung nicht genetisch festgelegt sind, sondern durch Umweltfaktoren bestimmt werden.
Die in den meisten Fällen in größter Zahl vorhandenen Keime waren Coryne- und Propionibakterien sowie Staphylococcus epidermidis, ein harmloser MRSA-Verwandter. Doch eine Gruppe von Probanden zeichnete sich durch einen besonders hohen Anteil an Staphylococcus aureus aus. Eine auffallend geringe Menge dieser Keime war stets gekopppelt mit einer großen Keimzahl von säurebildenden Arten der Gattung Dolosigranulum oder von Corynebacterium-Spezies. Arten dieser beiden Gattungen verdrängen möglicherweise die Staphylokokken und würden sich daher für einen Einsatz als probiotische Bakterien eignen. Als Nasensalbe oder Spray verabreicht, könnten sie die Keimzahl an Staphylococcus aureus in der Nase verringern beziehungsweise deren Erstbesiedlung blockieren. Ob das tatsächlich möglich ist, müssen neue Untersuchungen prüfen.
Im Gegensatz zu früheren Studien, in denen die Bakterien angezüchtet anstatt durch DNA-Analysen identifiziert worden waren, fanden sich bei Männern mit gleicher Häufigkeit Staphylococcus aureus-Bakterien wie bei Frauen. Allerdings waren die Keimzahlen bei den Männern etwa doppelt so hoch. Über die Ursachen dafür können die Forscher vorerst nur spekulieren. Sie vermuten, dass Unterschiede in Nasenanatomie, Immunreaktionen, persönlicher Hygiene oder Hormonspiegel eine Rolle spielen.