Gebt mir ein „O”!

„Diese Art der Kontrolle der Lautgebung ist einzigartig im Tierreich”, sagte Samantha Trent vom Texas A&M Institute for Neuroscience. „Es ist spannend, Tiere zu studieren, die solch spezielle Fähigkeiten haben, und jedem zu zeigen, dass Fledermäuse tatsächlich total cool sind – auch wenn wir das in unserer Arbeitsgruppe schon immer wussten.” Gemeinsam mit ihren Kollegen Michael Smotherman hatte Trent bei der Mexikanischen Bulldoggfledermaus (Tadarida brasiliensis) eher zufällig als gezielt eine große Muskelgruppe entdeckt, die sich von der Mitte der Schädeloberseite direkt nach unten erstreckt. Da Muskelstränge mit einer solchen Größe und einem solchen Verlauf bei kleinen Säugetieren ungewöhnlich sind, haben die Forscher deren Funktion näher untersucht. Sie analysierten unter anderem die Aktivitätsmuster der Muskeln, während die Tiere ihre typischen Ultraschalllaute ausstießen, und auch wie die Veränderung des Mauls die Form des Schallkegels beeinflusste, der sich beim Schreien vom Maul der Tiere ausgehend ausbreitet.
So stellten sie etwa fest, dass die Aktivierung der besagten Muskelgruppe tatsächlich in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit dem Ausstoßen der Schreie steht. Wenn die Fledermäuse nur ihre Nasenspitze anheben, schaffen sie eine schmälere Öffnung und einen weitwinkligen Schallkegel. Dagegen entsteht eine weitere Öffnung und ein schmälerer Kegel, wenn die Tiere gleichzeitig die vorderen und seitlichen Lippen heben. „Es sieht ganz so aus, als ob dieses bestimmte Set von Muskeln daran beteiligt ist, die Form des Fledermausmauls zu verändern – insbesondere während der Echolokation”, erläuterte Trent. „Wir nehmen an, dass dies zur Fähigkeit der Fledermaus beiträgt, die Form des ausgesandten Schallwellen-Kegels zu modifizieren.”