Futterzusatz: Kühe stinken weniger

"Milchkühe bekommen üblicherweise ein sehr eiweißreiches Futter und erzeugen dann beim Verdauen diverse Stickstoffverbindungen. Überflüssigen Stickstoff scheiden sie über den Urin aus, wo Enzyme ihn in Ammoniak umwandeln", beschreibt J. Mark Powell von der Forschungsabteilung des U.S. Department of Agriculture (USDA) die Entstehungskette. Er hatte vor 20 Jahren in Westafrika damit begonnen, die Wirkung von Tannin-reichen Futterpflanzen zu erforschen. Jetzt bestimmte sein Team in drei Untersuchungen, ob mehr Tannin oder weniger Roheiweiß im Futter die Urinmenge und den Ammoniak-Ausstoß von Milchviehbetrieben und Gülle-gedüngten Böden senken.
Bessere Umsetzung im Verdauungstrakt
Tatsächlich sorgten die Tannine für 30 Prozent weniger Ammoniak-Emissionen im Stall, wenn das Futter wenig Eiweißzusätze enthielt, und für immerhin 16 Prozent weniger Ausdünstungen bei eiweißreichem Futter. Bei Gülle-gedüngtem Boden sanken die Ammoniak-Emissionen sogar um 28 bis 49 Prozent. Da jede Milchkuh täglich rund 13 Liter Urin lässt, dürfte ein solcher Effekt in Milchviehbetrieben tatsächlich spürbar werden.
Auch die Bilanz des Bauern dürfte profitieren, denn er gibt teures Eiweiß ins Futter, um die Milchproduktion der Kühe zu verbessern. Tatsächlich aber setzt deren Verdauungssystem die Zugaben nur ineffizient um, nur knapp ein Drittel des Eiweißes landet derzeit in der Milch. Der Rest - und damit die darin enthaltenen Stickstoffe - wird bereits im Magen zersetzt und über Urin und Kot ausgeschieden: Als Harnstoff, den Enzyme schnell zu Ammoniak zersetzen. An dieser Stelle setzen die Tannine an. Sie reduzieren offenbar die Harnstoffproduktion, weil sie mehr Eiweiße durch den Wiederkäuermagen schleusen, die dann im Darm für die Milchproduktion verwertet werden können.
Bei Ziegen und Schafen in tropischen Regionen gehören Tannin-reiche Pflanzen zur normalen Nahrung. Tannin kommt in Kastanien- und Eichenrinde vor, in Walnuss-Hüllen und zahlreichen Sträuchern, wo es offenbar Pflanzenfresser abschrecken soll. Der Mensch nutzt die natürlichen Gerbstoffe seit Jahrtausenden zur Lederproduktion. Er kennt sie auch aus dem Tee oder im Wein, wenn dieser in Tannin-haltigen Eichenfässern reifte. Powell hofft nun, dass Bauern den Einsatz von Tannin im Kraftfutter schätzen lernen. Weitere Studien seien hilfreich. Die Pflanzenextrakte seiner Tests sind bereits als Lebensmittelzusatz in den USA zugelassen und kosten nur wenige Cents am Tag. Für die Zukunft hält der Forscher auch noch günstigere, synthetisch hergestellte Tannine für denkbar.
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