Futter für Schwarze Löcher

Neue Studie widerlegt bisherige Annahme, dass Kollisionen von Galaxien die Masse für aktive Schwarze Löcher liefern
Ferne Galaxien - analysiert im Rahmen des COSMOS-Projekts
Ferne Galaxien - analysiert im Rahmen des COSMOS-Projekts
© CFHT/IAP/Terapix/CNRS/ESO
Garching - Aktive Schwarze Löcher verschlingen Materie aus massereichen Galaxien, in deren Mitte sie sich befinden. Mit dieser Beobachtung widerlegt das internationale Astronomenteam der Cosmos-Kollaboration die bisherige Theorie, dass vor allem Zusammenstöße von Galaxien das Material für Schwarze Löcher liefern. Diese Erkenntnis gewannen die Forscher aus Beobachtungen mit dem XMM-Newton-Weltraumteleskop der ESA und dem Very Large Telescope der ESO in Chile. Wird Materie von einem Schwarzen Loch verschluckt, so kommt es zur Aussendung von intensiver Strahlung, die mit Teleskopen gemessen werden kann. Die Studie, die Beobachtungen von mehr als 600 aktiven Galaxien umfasst, veröffentlichen die Forscher in der Fachzeitschrift "Astrophysical Journal".

"Diese Ergebnisse zeigen, dass Schwarze Löcher normalerweise von Prozessen innerhalb der Galaxie selbst gefüttert werden", sagt Viola Allevato vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching. Zu diesen Prozessen zählen Sternenexplosionen und galaktische Instabilitäten. Kollisionen von Galaxien hingegen, die Astronomen bisher für die Aktivierung von Schwarzen Löchern annahmen, können sie jetzt als Ursache weitestgehend ausschließen. Die meisten aktiven Zentren fanden die Forscher in supermassiven Galaxien, die einen großen Anteil an Dunkler Materie aufwiesen. Gemäß der bisher angenommenen Kollisionstheorie müssten aktive Schwarze Löcher in etwa 20 Mal leichteren Galaxien mit rund einer Billion Sonnenmassen überwiegen.

"Selbst wenn man elf Milliarden Jahre in die Vergangenheit schaut, können Galaxien-Zusammenstöße nur für einen kleinen Prozentsatz der aktiven Galaxien verantwortlich gemacht werden", sagt Alexis Finoguenov, der diese breit angelegte Studie leitete. Das Schwarze Loch, dass sich im Zentrum unserer Milchstraße befindet, zählt allerdings zu den ruhigen Kandidaten. Diese verschlingen kaum Materie und senden dem entsprechend keine intensive Strahlung aus.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "The XMM-Newton Wide field survey in the COSMOS field: redshift evolution of AGN bias and subdominant role of mergers in triggering moderate luminosity AGN at redshift up to 2.2", V. Allevato et al., Astrophysical Journal, im Druck, Preprint arXiv:1105.0520v1


 

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