Fukushima-Reaktor: Kettenreaktion lief bis zu zwei Wochen nach Notabschaltung weiter

"Die Daten der Wasserproben aus dem Kühlbecken von Reaktorblock 4 und der Drainage von Block 2 zeigen Anomalien, die – wenn korrekt – auf Spaltprodukte hinweisen, die durch eine nach dem Erdbeben gezündete Kettenreaktion produziert wurden", schreibt Matsui. Denn das Isotop Jod-131 hat eine Halbwertszeit von acht Tagen, die Hälfte der Cäsium-137-Isotope sind dagegen erst nach 30 Jahren zerfallen. So hätte sich bereits wenige Tage nach dem Unglück und einer erfolgreichen Notabschaltung das Isotopenverhältnis zugunsten des Cäsiums verschieben müssen. Doch die Messdaten bestätigten dies nur für die explodierten Reaktorblöcke 1, 3 und 4, nicht aber für die zweite Kraftwerkseinheit. Ohne eine Kettenreaktion, die mindestens 10 bis 15 Tage nach dem Erdbeben noch stattfand, seien laut Matsiu die beobachteten Isotopenkonzentrationen nur schwer zu erklären.
Matsui ist sich bewusst, dass seine Analyse nur erste Hinweise auf eine über Tage anhaltene Kettenreaktion liefern kann. Sichere Informationen über eine zumindest partielle Kernschmelze können nur Untersuchungen direkt im havarierten Reaktorblock liefern. Wegen der immer noch hohen Strahlungswerte wird es jedoch noch einige Zeit brauchen, bis solche Daten verfügbar sind.