Fürsorgliche Säuglingsväter – bravere Kleinkinder

Auch der Umgang des Mannes mit dem Neugeborenen stellt die Weichen für oder gegen spätere Verhaltensauffälligkeiten
Die Art der Vater-Kind-Beziehung macht schon im frühen Säuglingsalter einen Unterschied.
Die Art der Vater-Kind-Beziehung macht schon im frühen Säuglingsalter einen Unterschied.
© D. Sasse
Oxford (Großbritannien) - Schon im ersten Lebensjahr beeinflusst es Kinder positiv, wenn auch der Vater häufig und liebevoll mit ihnen umgeht. Sie werden seltener zu verhaltensauffälligen Kleinkindern, zeigen britische Forscher. Erstmals hatten sie gezielt nicht nur den Einfluss der Mutter auf das Verhalten des Kindes betrachtet. Bereits die ersten Lebensmonate des Kleinen sind dabei wichtig, schreibt das Team im „Journal of Child Psychology and Psychiatry”. Von Verhaltensproblemen bei Jugendlichen und Erwachsenen ist bekannt, dass ihre Wurzeln meist weit in die Kindheit hineinreichen. Das Verhalten der Eltern und ihr Umgang mit dem Kind gelten dabei als besonders wichtige Risikofaktoren. Allerdings ist bislang unklar,

„Der Zusammenhang war für Jungen stärker als für Mädchen, was nahe legt, dass Jungen vielleicht schon in sehr jungem Alter empfänglicher für den Einfluss ihres Vaters sind“, erläutert Paul Ramchandani, Forscher und Jugendpsychiater, damals an der University of Oxford. An der Studie nahmen 192 Familien aus zwei britischen Geburtskliniken teil: Zunächst bewerteten die Forscher die Interaktionen zwischen Vater und dem drei Monate alten Kind daheim. Dies glichen sie mit den Verhaltensmustern des Kindes im Alter von zwölf Monaten ab. Deutlich wurde, dass der Nachwuchs von engagierteren Vätern weniger Verhaltensprobleme zeigte. Größer waren die Probleme, so Ramchandani, wenn die Väter distanzierter und mit eigenen Gedanken beschäftigt waren oder sich allgemein weniger mit den Kindern beschäftigten.

Der Zusammenhang ist deutlich, allerdings nicht das Ursache-Wirkung-Muster: „Wir wissen noch nicht, ob die distanzierteren Väter tatsächlich die Verhaltensprobleme ihrer Kinder verursachen“, erklärt der Forscher, oder ob es sich nur um einen Indikator handele. Vermutlich gebe es mehrere unterschiedliche Erklärungen: Der Mangel an väterlichem Einsatz könnte generell Beziehungsprobleme mit Frau und Familie widerspiegeln – oder auch einen allgemeinen Mangel an Zuwendung und Aufmerksamkeit, was beim Kind zu Störungen führen kann. Die Forscher betonen, dass bereits die ersten Lebensmonate des Kindes wichtig sind für seine Entwicklung: „Dies ist eine entscheidende Phase für seine Entwicklung und der Säugling ist sehr empfänglich für seine Umwelt, etwa die Qualität, mit der sich Eltern kümmern und sich mit ihm beschäftigen.“

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Do early father-infant interactions predict the onset of externalising behaviours in young children? Findings from a longitudinal cohort study.”, Paul G Ramchandani, Lynne Murray et al.; Journal of Child Psychology and Psychiatry, DOI: 10.1111/j.1469-7610.2012.02583.x


 

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