Fruchtsaftmix gegen den Kater

Inhaltsstoffe aus Kokoswasser, Birnen und Limetten beschleunigen den Alkoholabbau und könnten so Katersymptome lindern – Kaffee hat den gegenteiligen Effekt
Der Rollmops ist typischer Bestandteil eines traditionellen Katerfrühstücks.
Der Rollmops ist typischer Bestandteil eines traditionellen Katerfrühstücks.
© Ra Boe, Rollmops 01 retouched, CC BY-SA 2.5, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/legalcode
Mumbai (Indien) - Übelkeit, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Erbrechen sind typische Symptome eines Katers nach starkem Alkoholgenuss. Verursacht werden sie hauptsächlich dadurch, dass der Alkohol nicht schnell genug abgebaut wird. Indische Forscher haben jetzt Extrakte von Obst, Gemüse, Getreide und anderen Nahrungsmitteln auf ihre Fähigkeit untersucht, den Alkoholabbau zu beschleunigen und so Katersymptome zu lindern. Aufgrund der Ergebnisse ihrer Laborversuche entwickelten sie die Rezeptur für ein Getränk aus dem Saft von Birnen und Süßen Limetten mit einem Schuss Kokoswasser, wie sie im Fachblatt „Current Research in Food Science“ berichten. Ob diese Mixtur aber tatsächlich wirksamer ist als bisher verwendete Hausmittel und käufliche Präparate, müsste eine Studie erst noch klären.

„Die von uns zusammengestellte Fruchtsaftmixtur ist eine einfach zubereitete, preiswerte, effektive und geschmacklich akzeptable Alternative zu den derzeit verfügbaren Mitteln gegen den Kater“, schreiben die Wissenschaftler um Kriti Kumari Dubey vom Institute of Chemical Technology in Mumbai. „Wenn dazu noch Käse, Gurken und Tomaten verzehrt werden, würde das die Wirksamkeit gegen die Katersymptome noch steigern.“ Alkohol (Ethanol) wird im Körper zunächst durch das Enzym Alkohol-Dehydrogenase (ADH) zum toxischen Acetaldehyd oxidiert. Im zweiten Schritt entsteht daraus mit Hilfe des Enzyms Aldehyd-Dehydrogenase (ALDH) das unschädliche Acetat (Essigsäure), das im Stoffwechsel weiterverwertet werden kann. Das Unwohlsein beim Kater ließe sich durch Wirkstoffe verringern, die einen starken Anstieg der Acetaldehyd-Konzentration verhindern. Dazu müsste die Aktivität des Enzyms ALDH gesteigert werden, ohne dass sich die ADH-Aktivität in ähnlichem oder noch größerem Ausmaß erhöht.

Bei ihrer Suche nach einem natürlichen Anti-Kater-Mittel testeten die Forscher in Reagenzglasversuchen, wie Extrakte verschiedener Nahrungsmittel die beiden am Alkoholabbau beteiligten Enzymreaktionen beeinflussen. Dazu wählten sie 16 Obstarten (darunter Trauben, Birnen, Limetten, Ananas, Äpfel und Wassermelonen), neun Gemüsesorten (unter anderem Gurken, Spinat, Möhren und Tomaten) sowie mehrere Arten von Getreide, Gewürzen und Milchprodukten. Zusätzlich überprüften sie Kaffee, Kakao, Tee, Kokoswasser und Vitamin C. Die stärkste positive Wirkung auf das Enzym ALDH hatte der Birnensaft. Er steigerte die Enzymaktivität um 91 Prozent. Etwas schwächer war dieser Effekt bei Extrakten aus Gurken, Tomaten, Süßen Limetten und bei Kokoswasser. Die meisten dieser Extrakte aktivierten die ADH nur gering oder gar nicht. Süße Limetten (Citrus limetta), auch Römische Limetten genannt, sind eine Kreuzung aus Zitronatzitrone und Bitterorange.

Für ihre Anti-Kater-Rezeptur entwickelten die Forscher zuerst ein Mischgetränk aus dem Saft Süßer Limetten, Birnen, Gurken und Tomaten sowie Kokoswasser. Dieser Obst-Gemüse-Mix wurde aber im Geschmackstest von 15 Personen sehr negativ beurteilt. Als wesentlich akzeptabler bei hoher Wirksamkeit erwies sich schließlich ein Getränk aus 65 Prozent Birnensaft, 25 Prozent Limettensaft und 10 Prozent Kokoswasser. Diese Mischung verstärkte die ALDH-Aktivität im Labortest um 70 Prozent und die ADH-Aktivität um 23 Prozent. Aus den Ergebnissen geht auch hervor, dass der untersuchte Effekt der Testextrakte nichts mit ihrer Wirkung als Antioxidans zu tun hat. Das widerspricht der häufig geäußerten Annahme, Antioxidantien würden gegen einen Kater helfen. Weder Vitamin C noch Kaffee, so die Forscher, seien geeignete Mittel gegen einen Kater, da sie den Alkoholabbau stark hemmten und deshalb das Unwohlsein eher noch verstärken könnten. Nun müsste eine Studie zeigen, ob sich die Ergebnisse der Laborversuche in der Praxis bestätigen lassen.

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