Frieren aktiviert braunes Fettgewebe auch bei Erwachsenen
„Unsere Ergebnisse bestätigen, dass braunes Fettgewebe des Menschen an der Wärmeerzeugung beteiligt ist – unabhängig vom muskelvermittelten Zittern“, schreiben die Forscher um André Carpentier von der Université de Sherbrooke und Denis Richard von der Université Laval in Quebec. Mit Hilfe der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) konnten sie zeigen, dass bei Kälte verstärkt Zucker und Fettsäuren aus dem Blut in das braune Fettgewebe der Hals- und Schulterregionen gelangen. Zusammen mit dem Abbau des dort bereits gespeicherten Fetts erhöhte sich dadurch die Wärmeproduktion und der gesamte Energieverbrauch stieg um das 1,8-fache. An den Experimenten nahmen sechs gesunde Männer im Alter zwischen 23 und 42 Jahren teil, deren Hauttemperatur zwei bis vier Stunden lang um 3,8 Grad Celsius gesenkt wurde. Zuvor hatten ihnen die Forscher schwach radioaktiv markierte Substanzen injiziert. Deren Ansammlung und Abbau im Fettgewebe als Reaktion auf das Kältesignal ließen sich durch die PET sichtbar machen, was Rückschlüsse auf Stoffwechselprozesse erlaubte.
Fettleibige Menschen besitzen weniger braunes Fettgewebe als Normalgewichtige. Dessen Menge könnte also die Anfälligkeit für Übergewicht beeinflussen. Aus den neuen Ergebnissen geht allerdings hervor, dass es nicht allein auf die Menge, sondern viel mehr auf die Aktivität der braunen Fettzellen ankommt. Denn wenn die Testperson nicht fror, blieb der zusätzliche Energieverbrauch aus, worauf Barbara Cannon und Jan Nedergaard von der Universität Stockholm in einem begleitenden Kommentar hinweisen. Um einer übermäßigen Gewichtszunahme entgegenwirken zu können, müsste das braune Fettgewebe mit der Nahrungsaufnahme aktiviert werden, so dass ein Teil der zugeführten Kalorien sofort wieder in Wärme überführt und abgegeben wird. Eine solche Aktivierung, so die Kommentatoren, könnte als neue Strategie zur Therapie oder Vorbeugung von Fettleibigkeit nützlich sein.
Commentary: „Yes, even human brown fat is on fire!”, Barbara Cannon, Denis Richard, Journal of Clinical Investigation, doi: 10.1172/JCI60941