Forscherin: Hitchcock war kein Frauenfeind
"Bis vor kurzem haben einige Bücher die These vertreten, dass Hitchcock sich gegenüber Frauen sehr hässlich verhalten habe - ein echter Misogyn", sagt Tania Modleski von der University of Southern California. "Doch es war sehr viel komplizierter. Er schien sich sehr mit den Frauen in seinen Filmen zu identifizieren und zeigte Männer in kompromittierenden Situationen."
So habe Hitchcock die Vergewaltigungsszene in "Marnie" (1964) so gedreht, dass deutlich wurde, wie furchtbar die Situation für die Frau und wie mies der Charakter des Mannes war. In "Rebecca" (1940), so Modleski, kämen ständig psychologische Botschaften aus weiblicher Sicht vor. Beim Film "Vertigo" habe Hitchcocks Frau Alma Reville - selbst Filmregisseurin - bemängelt, dass es in einer Einstellung so aussehe, als habe Kim Novak fette Beine. Hitchcock ließ daraufhin die Stelle aus dem Film herausschneiden.
"Es gibt so viel weibliches Talent, das immer wieder übersehen wird", sagt Tania Modleski. "Oft wird von Hitchcock angenommen, er sei der einzige Autor seiner Filme. Aber ich weiß, dass es viele Frauen gab, die zu seinem Werk beigetragen haben. Sie sollten ihre eigene Würdigung dafür erhalten, dass sie ihm geholfen haben 'seine' Vision zu verwirklichen."