Forscher erzeugen Affen mit Chorea Huntington

Die genetisch veränderten Tieren sollen helfen, neue Therapien gegen den Veitstanz zu entwickeln
Die transgenen Rhesusaffen sind mit einem grün fluoreszierenden Protein markiert.
Die transgenen Rhesusaffen sind mit einem grün fluoreszierenden Protein markiert.
© Yerkes National Primate Research Center, Emory University
Atlanta (USA) - Nur Menschen und Mäuse standen bisher zur Verfügung, wenn Mediziner die Huntington-Krankheit - auch Veitstanz genannt - erforschen wollten. Jetzt aber ist es amerikanischen Forschern gelungen, das für die Erbkrankheit verantwortliche defekte Gen in das Erbgut von Rhesusaffen einzuschleusen. Im Vergleich zu Mäusen weist der Stoffwechsel dieser Tiere weit größere Gemeinsamkeiten mit dem des Menschen auf. Daher lassen sich mithilfe der transgenen Affen Entwicklung und Therapiemöglichkeiten der noch unheilbaren Krankheit besser untersuchen. Auch für andere Gehirnerkrankungen wie Alzheimer und Parkinson könnten auf ähnliche Weise erzeugte Tiermodelle nützlich sein, schreiben die Wissenschaftler in einer Online-Veröffentlichung des Fachjournals "Nature".

"In der Vergangenheit haben die Forscher transgene Mäuse benutzt, um die Krankheit zu studieren. Aber diese Tiermodelle zeigen nicht genau die gleichen Veränderungen in Gehirn und Verhalten, die bei Huntingtonpatienten auftreten", sagt Anthony Chan von der Emory University in Atlanta. Die Erbkrankheit wird von einem defekten Gen verursacht, das bestimmte Gehirnzellen absterben lässt. Irgendwann zwischen dem 30. und dem 55. Lebensjahr macht sich das bei den Betroffenen durch eine Störung verschiedener Hirnfunktionen bemerkbar. Die damit verbundenen unkontrollierten Bewegungen gaben der Krankheit den Namen Veitstanz.

Chan und seine Kollegen schleusten den defekten Teil des menschlichen Huntingtin-Gens mithilfe von Viren in das Erbgut reifer Eizellen von Rhesusaffen ein. Gleichzeitig übertrugen sie als Markierung ein Gen für ein grün fluoreszierendes Protein (GFP). Nach der künstlichen Befruchtung von 130 solcher Eizellen entwickelten sich 89 Embryonen, von denen 30 in die Gebärmutter von acht Rhesusaffen verpflanzt wurden. Von den fünf geborenen Jungen überlebten zwei. Ein Tier zeigte bereits im Alter von einer Woche erste Anzeichen der Huntington-Krankheit in Form von leichten Bewegungsstörungen. Damit ist es erstmals gelungen, Affen genetisch so zu verändern, dass sie an einer menschlichen Erbkrankheit erkranken. "Solche Tiermodelle helfen uns, die Entwicklung der Krankheit zu verstehen und frühe diagnostische und therapeutische Strategien zu entwickeln", sagt Stuart Zola, ein Mitglied des Forschungsteams. Jetzt lassen sich an Mäusen entwickelte neue Therapien zunächst an Affen testen, bevor klinische Studien mit Menschen durchgeführt werden.

Emory University
Quelle: "Towards a transgenic model of Huntington's disease in the nonhuman primate", Shang-Hsun Yang et al., Nature, Online-Publikation, 2008, doi: 10.1038/nature06975


 

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