Flugsaurier auf Ei

"Mrs T" ist gemeinsam mit einem Ei erhalten geblieben, was belegt, dass es ein Weibchen gewesen sein muss - das Fossil der Art Darwinopterus gibt erstmals eindeutige Hinweise auf Geschlechtsunterschiede bei Flugsauriern und verrät, dass die Weibchen keinen schmückenden Kopfputz hatten
Mrs T ist ein weiblicher Darwinopterus mit einer Flügelspannweite von knapp 80 Zentimetern, der zusammen mit seinem Ei erhalten geblieben ist
Mrs T ist ein weiblicher Darwinopterus mit einer Flügelspannweite von knapp 80 Zentimetern, der zusammen mit seinem Ei erhalten geblieben ist
© Lü Junchang, Institute of Geology, Beijing
Leicester (Großbritannien) - Als elegante Segler glitten Pterosaurier vor Millionen von Jahren durch die Lüfte. Die faszinierenden Reptilien geben Forschern immer noch Rätsel auf, doch dank eines neu entdeckten Fossils sind es nun einige weniger. Ein im Nordosten Chinas gefundener versteinerter Flugsaurier lässt keine Zweifel mehr über das Geschlecht aufkommen. Da eindeutig ein Ei in den Überresten zu erkennen ist, muss es sich um ein Weibchen gehandelt haben. Der Fund liefert erstmals eindeutige Hinweise auf Geschlechtsunterschiede der faszinierenden Urzeitsegler. Das auf den Namen "Mrs T" getaufte Fossil, das ein Team britischer und chinesischer Paläontologen in "Science" vorstellt, verrät: Die Weibchen der Art Darwinopterus besaßen keine auffallenden Kämme auf ihrem Kopf, allerdings ein deutlich breiteres Becken als die Männchen.

"Das Fossil, das wir entdeckt haben, ein Exemplar von Darwinopterus, ist zusammen mit einem Ei erhalten geblieben, was zeigt, dass es weiblich sein muss", erklärt David M. Unwin von der University of Leicester. "Diese Art von Entdeckung, in der das Geschlecht mit Sicherheit bestimmt werden kann, ist extrem selten in der fossilen Dokumentation." Es sei das erste Mal, dass dies für einen Pterosaurier berichtet wird. Das von Unwin und seinen Kollegen beschriebene Fossil stammt aus rund 160 Millionen Jahre altem Juragestein. Möglicherweise war das Flugsaurierweibchen recht plötzlich ums Leben gekommen. Die bereits sehr weit entwickelte Schale des Eies zeigt, dass Mrs T nahezu bereit gewesen sein muss, ihr Ei zu legen, als sie starb - womöglich durch einen Unfall in einem Sturm oder bei einer Vulkaneruption. Das Ei ist verhältnismäßig klein und hatte eine weiche Schale, lassen seine fossilen Überreste vermuten. Damit ähnelt es eher Reptilien- als Vogeleiern.

Mrs T zeigt zwei Eigenschaften, die sie von männlichen Individuen der Art unterscheiden: Sie hatte recht breite Hüften, um den Durchgang des Eies zu erleichtern, und keinen auffälligen Kopfkamm. Männchen dagegen hatten vergleichsweise schmale Hüften und einen gut entwickelten Kamm auf dem Kopf, der dazu gedient haben mag, Weibchen zu beeindrucken oder Rivalen einzuschüchtern. "Das Geschlecht ist eine der wesentlichsten biologischen Eigenschaften, aber in der fossilen Dokumentation unglaublich schwer mit Sicherheit präzise festzulegen", sagt Unwin. "In der Lage zu sein, das Geschlecht von Pterosauriern zu bestimmen, ist ein großer Schritt. Und schließlich haben wir nun eine gute Erklärung für Pterosaurier-Kopfkämme, ein Problem, das Wissenschaftler seit mehr als 100 Jahren vor ein Rätsel gestellt hat." Mit dem neuen Wissen lassen sich nun nicht nur weitere Bereiche wie Struktur der Population und Verhalten der Flugsaurier untersuchen, es liefert auch Hinweise auf Geschlechtsunterschiede anderer Flugsaurierarten.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "An Egg-Adult Association, Gender, and Reproduction in Pterosaurs", D.M. Unwin et al.; Science (Vol. 331, S. 321)


 

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