Fluchtplan aus dem Ei

Froschembryonen erkennen typische Vibrationen von Schlangenangriffen und flüchten vor dem Fressfeind verfrüht aus dem Ei
Boston (USA) - Schon im Ei haben manche Frösche einen Fluchtplan vor Fressfeinden parat: Um der Attacke einer Schlange auf das Gelege zu entkommen, achten Froschembryonen auf ganz spezielle Vibrationen. So können sie das Schlüpfen im Falle eines Angriffs bis zu drei Tage vorziehen. Auch damit gehen die Tiere ein Risiko ein, denn die vorzeitig geschlüpften Kaulquappen sind noch nicht vollständig ausgerüstet, um sich im Wasser vor Fischen retten zu können. Doch immerhin fällt nicht das komplette Gelege der Schlange zum Opfer, wenn einige die Flucht antreten. Die Tiere schützen sich auch, so gut sie können, vor einem Fehlalarm: Sie sind in der Lage, die von der Schlange verursachten Schwingungen weitgehend von Vibrationen harmloser Natur zu unterscheiden, etwa von denen von Regen. Über diese Fähigkeit berichten amerikanische Forscher im Fachblatt "Animal Behaviour".

"Die Embryonen von Rotaugenlaubfröschen, Agalychnis callidryas, schlüpfen frühzeitig, um Eier-Räubern zu entfliehen", schreiben Michael S. Caldwell von der Boston University und Kollegen. "Sie erkennen Räuber über während der Attacken ausgelöste Vibrationen." Ganz harmlose Störungen wie etwa ein Regenguss können allerdings mitunter ähnliche Erschütterungen der Umgebung erzeugen, die mit denen von Räubern verwechselt werden könnten. Die Biologen nutzten in ihren Versuchen technische Nachahmungen der Schwingungen und testeten so, ob die Embryonen diese voneinander unterscheiden können. Dazu sammelte das Team Gelege der hübsch anzusehenden Frösche und setzten sie entweder Vibrationen von rund 100 Hertz, welche denen eines Schlangenangriffs entsprechen, oder Aufzeichnungen von Regen aus, deren Vibrationen zwischen 0 und 500 Hertz variieren.

Sie beobachteten: Die schlangentypischen Schwingungen brachten die Tiere dazu, früher zu schlüpfen. Die Biologen vermuten, dass die noch ungeschlüpften Kaulquappen zwei Charakteristika von Regen erkennen - ein Muster niedriger und hoher Frequenzen einerseits sowie die Tatsache, dass die Intensität der Vibrationen langsam ansteigt.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Is it safe? Red-eyed treefrog embryos assessing predation risk use two features of rain vibrations to avoid false alarms", Michael S. Caldwell et al.; Animal Behaviour, doi:10.1016/j.anbehav.2009.11.005


 

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