Fledermausschutz: Brücken über Straßen nutzlos
„Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit gelten für alle kleinen, insektenfressenden Fledermäuse weltweit und zeigen auf, welchen Einfluss Straßen im Allgemeinen auf die Tierwelt haben“, erläutert Studienleiter John Altringham von der University of Leeds. Gemeinsam mit seiner Kollegin Anna Berthinussen hatte Altringham das Flugverhalten von Fledermäusen in der Umgebung unterschiedlicher Querungshilfen im Norden Englands untersucht: bei vier Gerüsten und drei Unterführungen. Die Biologen beobachteten die Tiere und nahmen deren hochfrequente Rufe auf. Anhand dieser Beobachtungen bestimmten sie, ob die kleinen, flugfähigen Säugetiere tatsächlich entlang der Leitsysteme flogen. Diese Daten verglichen sie mit denen anderer, nahegelegener, ebenfalls unterbrochener Flugrouten, bei denen aber keine Querungshilfen vorhanden waren.
Das Ergebnis: Die Fledermausgerüste wurden nur von sehr wenigen Tieren genutzt. Selbst neun Jahre nach dem Bau kreuzten die meisten Fledermäuse die Straße entlang ihrer von der Straße unterbrochenen, gewohnten Pendelrouten und dies auf Höhe des Straßenverkehrs. Diese Höhe entsprach oft der des Straßenrandes, was nahelegt, dass erhöhte Straßenränder eine Hilfe sein könnten, schreiben die Biologen. Immerhin an einer der beobachteten Unterführungen flogen 96 Prozent der Tiere eher durch den Tunnel als die Straße zu kreuzen. Diese Konstruktion lag allerdings exakt in einer der Pendelrouten vor dem Bau von Straße und Unterführung, so dass die Fledermäuse ihre Gewohnheiten nicht ändern mussten. Die anderen beiden Unterführungen wurden ebenso verschmäht wie die Gerüste.
Die meisten Fledermäuse fliegen relativ nah am Boden oder in der Deckung von Hecken und Bäumen. So finden sie Schutz vor Witterung und möglichen Fressfeinden. Straßen sind Hindernisse für Fledermäuse, die sie beispielsweise von ihren Jagdgründen abschneiden können und damit die Möglichkeit zur Futtersuche für sich und ihre Jungen beeinträchtigen. „Viele Fledermausarten suchen bis zu mehrere Kilometer von ihrem Schlafplatz entfernt nach Futter, daher ist unser Straßensystem ein sich ständig ausbreitendes Netz lebensbedrohlicher Hürden, die die Fledermäuse überwinden müssen“, erklärt Erstautorin Anna Berthinussen. Wenn die Tiere doch versuchen, eine Straße zu kreuzen, tun sie dies meist in Verkehrshöhe und laufen so Gefahr, mit den Fahrzeugen zu kollidieren.
Querungshilfen – oftmals Gerüste oder Unterführungen – sind verbreitete Konstruktionen zum Schutz der Fledermäuse und sollen den Tieren helfen, die Fahrbahn in sicherer Höhe zu überfliegen. Die Untersuchung von Altringham und Berthinussen stellt nun aber in Frage, ob die Kosten für solche Leitsysteme wirklich gerechtfertigt sind. „Wir müssen Lösungen finden“, so Berthinussen, „die tatsächlich funktionieren, und schlagen vor, dass alternative Ansätze erforscht werden und – ganz wichtig – effektiver getestet werden als dies in der Vergangenheit der Fall war.“