Finanzwelt: Ramadan macht optimistisch

Zum Start des islamischen Fastenmonats ist die Aktienrendite in muslimisch geprägten Ländern höher als während des restlichen Jahres.
Durham (USA) - "Beten und strenges Fasten bis Sonnenuntergang - die Aussicht auf den heiligen Monat Ramadan scheint Muslime nicht zu bedrücken, sondern macht sie eher optimistisch. Das gilt auch in der Finanzwelt, wie US-Forscher jetzt berichten. Die Börsendaten aus 14 muslimisch geprägten Ländern, gesammelt über fast 20 Jahre, zeigen deutlich: Der Beginn des Ramadan stimmt die Investoren offenbar zuversichtlich. Die Aktienrendite während des Fastenmonats liegt im Schnitt bei 38,09 Prozent, während sie im Rest des Jahres nur 4,32 Prozent erreicht. Die überraschten Forscher hatten eigentlich das Gegenteil erwartet, weil das Fasten vor allem in den heißen Sommern des Mittleren Osten körperlich sehr anstrengen kann. Doch sie erklären den regelmäßigen Rendite-Anstieg mit der Psychologie: Die grundlegende, gemeinsame Ramadan-Erfahrung steigere das Solidaritätsgefühl unter Muslimen weltweit, ebenso wie ihre Zufriedenheit mit dem Leben und einer optimistischen Weltsicht. Dies wirke sich sichtbar auch auf Investitionsentscheidungen aus. Mehr als 1,5 Milliarden Muslime rund um den Globus begehen jedes Jahr den islamischen Fastenmonat.

"Wir glauben, dass sich der Ramadan-Effekt am besten mit einer psychologischen Veränderung bei den Investoren erklären lässt", so Ahmad Etebari, selbst im Iran geboren und Professor für Finanzwesen an der University of New Hampshire. "Der Ramadan als religiöser Monat berührt beinah jeden Lebensaspekt von Muslimen. Neben Fasten und Gebeten fördert der Ramadan ein stärkeres soziales Bewusstsein und eine engere Beziehung zu Allah und anderen Muslimen rund um die Welt". Etebari und seine Kollegen von der neuseeländischen University of Canterbury und der britischen University of Leicester hatten Investment-Daten von 1989 bis 2007 aus 14 muslimisch geprägten Ländern analysiert. Die Türkei, Malaysia und Indonesien waren ebenso dabei wie der Oman, Bahrain, Katar und Kuwait, Saudi Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, Pakistan, Jordanien, Ägypten, Marokko und Tunesien. In der Analyse berücksichtigten die Forscher auch Effekte wie Markt-Liquidität, Dauer des täglichen Fastens, aber auch bekannte Finanzmarkt-Anomalien im Kalender wie Januar, Montag oder Halloween. Doch kein anderer Faktor konnte den Rendite-Anstieg schlüssig erklären.

Entsprechend hält Etebari Finanztipps bereit: "Investoren, die nach schnellen Profiten in der islamischen Welt suchen, sollten versuchen, von der Fastenzeit zu profitieren, indem sie vor dem Start des Ramadan Aktien kaufen und sie am Ende des heiligen Monats verkaufen, oder vorzugsweise direkt nach 'Eid al-Fitr'" - dem Fest des Fastenbrechens. Zumindest solle man seine Aktien-Verkäufe in der islamischen Welt auf nach dem Ramadan verschieben oder geplante Käufe vorher tätigen.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: University of New Hampshire


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg