Fettzellen fördern Ausbreitung von Eierstockkrebs

Krebszellen nutzen das gespeicherte Fett als Energiequelle, um Metastasen zu bilden
Chicago (USA) - Bei den meisten Frauen mit Eierstockkrebs bilden sich Metastasen in einer Fettschicht des Bauchraums, dem Omentum. Amerikanische Mediziner konnten jetzt zeigen, warum. Demnach produzieren die Fettzellen Botenstoffe, die die Krebszellen anlocken. Diese nutzen dann vom Omentum freigesetzte Fettsäuren als Energiequelle zum Wachstum. Um die Fettsäuren aufnehmen zu können, sind die Krebszellen auf ein Transportprotein angewiesen. Wirkstoffe, die dieses Protein blockieren, könnten die Ausbreitung von Eierstockkrebs und einiger anderer Tumorarten verhindern, schreiben die Forscher im Fachjournal "Nature Medicine".

"Die Fettzellen des Omentums füttern die Krebszellen, so dass sie sich schnell vermehren können. Wenn wir diesen Prozess besser verstehen, könnten wir herausfinden, wie er sich blockieren lässt", sagt Ernst Lengyel von der University of Chicago, der Leiter des Forscherteams. Das schürzenartig über den Darmschlingen ausgebreitete Omentum dient wandernden Krebszellen aus Eierstocktumoren als bevorzugtes Ziel. Den Grund dafür untersuchten die Forscher, indem sie markierte menschliche Krebszellen in den Bauchraum von Mäusen injizierten. Nach nur 20 Minuten war die Mehrzahl der Zellen in der Nähe des Omentums zu finden. Sie wurden angelockt durch Botenstoffe, sogenannte Adipokine, die von den Fettzellen freigesetzt werden.

Der direkte Kontakt zu den Fettzellen löst dann Veränderungen im Stoffwechsel der Krebszellen aus: Sie nehmen Fettsäuren auf, die aus dem Fett der Omentumzellen stammen, und erzeugen daraus Energie. Diese Form der Nährstoffbeschaffung ist nur mit Hilfe des Proteins FABP4 möglich, das für den Eintransport der Fettsäuren sorgt und in großen Mengen produziert werden muss. Mit der Zeit verbrauchen die Krebszellen das gesamte Fett des Omentums, so dass dieses schließlich nur noch aus dem Krebsgewebe der Metastasen besteht. Indem die Forscher die Funktion von FABP4 blockierten, konnten sie die Energiezufuhr unterbrechen und damit im Tierversuch auch das Wachstum der Tumoren bremsen. Eine solche gezielte Blockade durch neue Wirkstoffe könnte sich daher, so die Autoren, als erfolgversprechender Therapieansatz erweisen, der bei Magen- und Darmkrebs ebenfalls möglich wäre. Auch bei Brustkrebs und anderen Tumorformen, die sich in der Nähe von Fettzellen entwickeln, könnte eine derartige Strategie wirksam sein.

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Quelle: "Adipocytes promote ovarian cancer metastasis and provide energy for rapid tumor growth", Kristin M. Nieman et al.; Nature Medicine, doi: 10.1038/nm.2492


 

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