Extremklima: Skandinavien um bis zu sieben Grad wärmer

Neue Studie prognostiziert Erderwärmung im Falle eines Scheiterns aller Klimakonferenzen
Hitzewelle in Europa im Juni 2008
Hitzewelle in Europa im Juni 2008
© NASA Earth Observatory
Zürich (Schweiz)/Boulder (USA) - Dürren in Südeuropa und Sommerhitze in Skandinavien: In zwei neuen Klimamodellen entwickelten schweizerische und amerikanische Wissenschaftler Prognosen für das Erdklima im Jahre 2100. Ihre Extremszenarien gehen von einem kompletten Scheitern aller Klimaverhandlungen und einer Erdbevölkerung von 11 bis 15 Milliarden Menschen aus. Mit diesen pessimistischen Annahmen testen sie die verfügbaren Computer-Algorithmen auf ihre Tauglichkeit für einen starken, aber nicht unmöglichen Anstieg der Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre. Ihre Ergebnisse veröffentlichen die Forscher im Fachblatt "Environmental Research Letters".

"Unsere Studie zeichnet ein Bild der Zukunft, in der fossile Brennstoffe völlig ohne Einschränkungen genutzt werden", sagt Ben Sanderson vom National Centre for Atmospheric Research in Boulder. Für das erste Szenario, CurrentMix genannt, geht der Klimaforscher zusammen mit Kollegen vom Institut für Atmosphären- und Klimaforschung an der Technischen Hochschule Zürich von elf Milliarden Menschen im Jahre 2100 aus. Werden bis dahin fossile Brennstoffe im gleichen Maße verbrannt wie heute, wird sich die Arktis um mehr als zwölf Grad erwärmen und die derzeit noch stabile Eisdecke zum Abschmelzen bringen. Allein durch die Wärmeausdehnung des Wassers würde sich der Meeresspiegel um 27 Zentimeter erhöhen. Zusammen mit dem Wasser aus geschmolzenen Gletschern in Grönland könnten die Ozeane um mehrere Meter ansteigen.

Das zweite Szenario, AllCoal, basiert auf 15 Milliarden Menschen mit entsprechend hohem Energiebedarf im Jahre 2100. Würden zur Deckung dieses Bedarfs die fossilen Kohle-, Gas- und Erdöllagerstätten ungehindert genutzt werden, wäre der Nordpol bereits im Jahre 2070 völlig eisfrei. Parallel verschüben sich die globalen Niederschlagsmengen, so dass in Südeuropa, Mittelamerika und Südaustralien 30 bis 80 Prozent weniger Regen fiele und großflächige Dürregebiete wahrscheinlich würden. Umgekehrt könnten sich die Niederschlagsmengen in den Polregionen, Sibirien und Nordkanada verdoppeln.

Klimaforscher weltweit sind davon überzeugt, dass sich ein solcher extremer Wandel nicht mehr umkehren ließe und die heutige Lebensgrundlage für Milliarden von Menschen zerstört würde. Die Auswirkungen dieser neuen Studien stellen selbst die schlechtesten Prognosen aus dem letzten Weltklimareport 2007 weit in den Schatten.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "The response of the climate system to very high greenhouse gas emission scenarios", Benjamin M Sanderson et al., Environmental Research Letters, doi: 1748-9326/6/3/034005


 

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