Extremklima: Skandinavien um bis zu sieben Grad wärmer
"Unsere Studie zeichnet ein Bild der Zukunft, in der fossile Brennstoffe völlig ohne Einschränkungen genutzt werden", sagt Ben Sanderson vom National Centre for Atmospheric Research in Boulder. Für das erste Szenario, CurrentMix genannt, geht der Klimaforscher zusammen mit Kollegen vom Institut für Atmosphären- und Klimaforschung an der Technischen Hochschule Zürich von elf Milliarden Menschen im Jahre 2100 aus. Werden bis dahin fossile Brennstoffe im gleichen Maße verbrannt wie heute, wird sich die Arktis um mehr als zwölf Grad erwärmen und die derzeit noch stabile Eisdecke zum Abschmelzen bringen. Allein durch die Wärmeausdehnung des Wassers würde sich der Meeresspiegel um 27 Zentimeter erhöhen. Zusammen mit dem Wasser aus geschmolzenen Gletschern in Grönland könnten die Ozeane um mehrere Meter ansteigen.
Das zweite Szenario, AllCoal, basiert auf 15 Milliarden Menschen mit entsprechend hohem Energiebedarf im Jahre 2100. Würden zur Deckung dieses Bedarfs die fossilen Kohle-, Gas- und Erdöllagerstätten ungehindert genutzt werden, wäre der Nordpol bereits im Jahre 2070 völlig eisfrei. Parallel verschüben sich die globalen Niederschlagsmengen, so dass in Südeuropa, Mittelamerika und Südaustralien 30 bis 80 Prozent weniger Regen fiele und großflächige Dürregebiete wahrscheinlich würden. Umgekehrt könnten sich die Niederschlagsmengen in den Polregionen, Sibirien und Nordkanada verdoppeln.
Klimaforscher weltweit sind davon überzeugt, dass sich ein solcher extremer Wandel nicht mehr umkehren ließe und die heutige Lebensgrundlage für Milliarden von Menschen zerstört würde. Die Auswirkungen dieser neuen Studien stellen selbst die schlechtesten Prognosen aus dem letzten Weltklimareport 2007 weit in den Schatten.