Extreme Frühchen später eher verhaltensauffällig

Wer in der 25. Schwangerschaftswoche oder noch früher auf die Welt kommt, hat später häufiger Probleme
Coventry (Großbritannien) - Extrem zu früh Geborene leiden deutlich häufiger unter Verhaltensauffälligkeiten. Diesen Verdacht kann eine britische Studie nun deutlich erhärten: Bereits im Alter von sechs Jahren haben diese Kinder zum Beispiel ein mehrfach erhöhtes Risiko für Hyperaktivität, Aufmerksamkeits- und emotionale Probleme. Das beobachteten die Forscher bei 200 Kindern, die statt termingerecht in der 40. in oder sogar noch vor der 25. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen waren. Am anfälligsten scheinen dabei deutlich zu früh geborene Jungen zu sein, berichten sie im Fachblatt "Pediatrics". Die exakte Ursache für den beobachteten Effekt können die Wissenschaftler noch nicht benennen. Sie halten jedoch etwa für möglich, dass Prozesse in der Hirnentwicklung nach der 25. Schwangerschaftswoche eine Rolle spielen könnten.

"In dieser Gruppe fanden wir ein beträchtliches Übermaß an Verhaltensproblemen, einschließlich Problemen in einer Reihe von Bereichen wie Emotion, Hyperaktivität, Aufmerksamkeit und Probleme mit dem Verhältnis zu Gleichaltrigen", erläutert Dieter Wolke von der University of Warwick. Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte er die Familien aller Kinder kontaktiert, die in Großbritannien und Irland zwischen März und Dezember 1995 in der 25. Schwangerschaftswoche oder früher zur Welt gekommen waren. Als die Kinder das Alter von durchschnittlich sechs Jahren erreicht hatten, befragten die Forscher die Eltern sowie Lehrer der extrem zu früh Geborenen nach verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten und erhielten schließlich 200 brauchbare Datensätze. Um herauszufinden, ob bei den Frühgeborenen häufiger tiefgreifende Verhaltensprobleme auftreten, verglichen sie deren Daten mit den Angaben zu 148 Kindern aus einer Kontrollgruppe, die nicht zu früh geboren worden waren.

Die Ergebnisse waren eindeutig: 30,6 Prozent der deutlich zu früh auf die Welt gekommenen waren hyperaktiv, während es in der Kontrollgruppe lediglich 8,8 Prozent waren. Aufmerksamkeitsprobleme fanden sich bei 33,3 Prozent der Frühgeborenen und nur bei 6,8 Prozent der anderen Kinder. Aber auch bei anderen Auffälligkeiten wie beispielsweise emotionalen Problemen, schlechtem Benehmen oder Konflikten mit Gleichaltrigen waren Frühgeborene eindeutig häufiger betroffen. Am stärksten ausgeprägt war der beobachtete Effekt, der einschneidende Auswirkungen auf Eltern und Lehrer, bei Jungs. Sie zeigten dabei häufiger Verhaltensprobleme wie etwa Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), während Mädchen eher Probleme mit Ängsten oder Depressionen hatten.

Pediatrics
Quelle: "Pervasive Behavior Problems at 6 Years of Age in a Total-Population Sample of Children Born at ≤25 Weeks of Gestation", Dieter Wolke et al.; PEDIATRICS (Vol. 122, S. 562, doi:10.1542/peds.2007-3231)


 

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