Evolution des Menschen: Kinderfürsorge erfolgt im Team

„In unserem Modell simulierten wir ein ökonomisches Problem, das während der menschlichen Evolution zu entstehen drohte: Die Frauen bekamen in kurzer Zeit so viele Kinder, dass sich die Mütter nicht mehr allein um sie kümmern konnten“, sagt Karen Kramer von der University of Utah in Salt Lake City. Eine schnellere Geburtenfolge und frühe Entwöhnung ging einher mit einem länger andauernden Abhängigkeitsverhältnis der Kinder, denn Erwerb und Zubereitung der komplexer gewordenen Nahrung mussten erst erlernt werden. Daher erwies es sich als vorteilhaft, wenn die Mütter innerhalb einer Gruppe bei der Kinderaufzucht Unterstützung erhielten. Als erster Schritt sei nach Ansicht der Forscher ein kooperatives Verhalten älterer Geschwister anzunehmen, wobei sich Empathie und Gerechtigkeitssinn entwickelt hätten. Diese Eigenschaften könnten dazu geführt haben, dass sich auch Väter um ihren Nachwuchs kümmerten und andere erwachsene Gruppenmitglieder auch Kinder unterstützten, die nicht ihre eigenen waren.
Für ihr Szenarium setzten die Forscher mathematische Gleichungen ein, die plausibel machten, dass Kleinkinder von „Netto-Konsumenten“ allmählich zu „Netto-Produzenten“ wurden, die mit steigendem Alter der Familie und der Horde bei der Nahrungsbeschaffung immer mehr Vorteile verschafften. Wahrscheinlich haben Menschenmütter ihren Nachwuchs ursprünglich fünf bis sechs Jahre gesäugt und in dieser Zeit keine weiteren Kinder zur Welt gebracht. Nach der Entwöhnung stellten sie bald die weitere Versorgung ganz ein, so dass die Kinder schon früh auf sich selbst gestellt waren. Im nächsten Schritt könnten sich mehrere Mütter mit ihren Kindern zusammengeschlossen haben. Durch gegenseitige Unterstützung hätte sich dann die Zeit zwischen den Geburten verkürzen können. Die spätere zusätzliche Kooperation mit Vätern, Verwandten und Nicht-Verwandten ermöglichte schließlich eine im Vergleich zu anderen Primaten zwei- bis fünffach höhere Vermehrungsrate der Menschen. Zur Bestätigung ihrer Ergebnisse wäre es interessant zu erforschen, so Kramer, wie sich innerhalb von Familie und Stammesverband heutiger noch traditionell lebender Gesellschaften kooperatives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen entwickelt.
Evolution: Monogamie sorgte für weniger Kindstötungen
Am Anfang war die Oma