Evolution: Haben Männer die Menopause bei Frauen verursacht?

Die altersbedingte Unfruchtbarkeit könnte sich entwickelte haben, weil jüngere Geschlechtspartnerinnen bevorzugt wurden
Bekanntes Fruchtbarkeitssymbol: Die Venus von Willendorf im Naturhistorischen Museum in Wien
Bekanntes Fruchtbarkeitssymbol: Die Venus von Willendorf im Naturhistorischen Museum in Wien
© Jorge Royan
Hamilton (Kanada) - Die Menopause und die damit verbundene Unfruchtbarkeit verhindern, dass ältere Frauen sich fortpflanzen. Es könnte aber auch genau umgekehrt sein: Weil ältere Frauen seltener einen Partner für die Fortpflanzung finden, hat sich die Menopause überhaupt erst entwickeln können. Diese provokante These halten kanadische Forscher aufgrund von Computersimulationen für möglich. Sie gehen davon aus, dass die Männer in der menschlichen Stammesgeschichte einen entscheidenden Anteil am Entstehen der Menopause hatten. Denn durch die starke Bevorzugung jüngerer Frauen als Geschlechtspartnerinnen reduzierten sie die Chancen älterer Frauen auf eine Empfängnis. In ihrem Artikel in der Online-Zeitschrift „PLOS Computational Biology“ sehen die Forscher die Menopause daher als das ungewollte Ergebnis einer speziellen Selektion beim Menschen.

„Natürlicherweise verhindert die Evolution, dass Tiere weiter leben, wenn sie sich nicht mehr reproduzieren können“, schreiben die Forscher um den Biologen Rama Singh von der McMaster University in Hamilton. Denn Unfruchtbarkeit widerspreche dem Konzept der natürlichen Selektion, die auf Fruchtbarkeit und Reproduktion ausgerichtet sei. Daher meint Singh: „Wenn da keine Präferenz für jüngere Jahrgänge wäre, sollten sich ältere Frauen ihr ganzes Leben fortpflanzen können, wie das auch bei den Männern der Fall ist.“ Insofern sei die Menopause keine Entwicklung, die das Überleben unserer Spezies verbessert. Vielmehr sei sie entstanden, weil Frauen ab einem bestimmten Alter keinen reproduktiven Zweck mehr erfüllen.

Singh und Kollegen widersprechen damit anderen Konzepten wie beispielsweise der „Großmutter-Hypothese“, nach der Frauen ab einem bestimmten Alter unfruchtbar werden, um bei der Erziehung der Enkel zu assistieren. Die Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass die Entwicklung genau anders herum verlaufen wäre, wenn Frauen diejenigen gewesen wären, die sich in der Menschheitsgeschichte immer jüngere Geschlechtspartner ausgesucht hätten. Folgerichtig sehen die Forscher auch einen medizinischen Ansatz in ihren Ergebnissen: „Ein Nutzen der neuen Erkenntnisse könnte sein, dass sich der Entstehungsprozess der Menopause auch wieder umkehren lässt.“

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