Essen und Trinken während der Wehen erlauben

Metastudie legt nahe: Da es weder Schaden noch Nutzen mit sich bringt, sollten gebärende Frauen durchaus zu sich nehmen dürfen, was sie möchten
East London (Südafrika) - Essen und Trinken während einer Geburt muss nicht eingeschränkt werden. Vielmehr sollten Frauen in den Wehen ruhig selbst entscheiden dürfen, was sie zu sich nehmen möchten - entgegen der in der westlichen Welt lange gängigen Praxis. In der Analyse einiger Studien konnten südafrikanische Mediziner bei Frauen mit einer normal verlaufenden Schwangerschaft weder Hinweise auf Schaden noch auf Nutzen der Nahrungsaufnahme während der Geburt finden. Ihre Metastudie präsentieren sie in der "Cochrane Database of Systematic Reviews".

"Frauen sollten selbst entscheiden können, ob sie während der Geburt essen oder trinken wollen oder nicht", sagt Mandisa Singata vom East London Hospital Complex im südafrikanischen East London. Es gebe keine Rechtfertigung für ein Essverbot bei Frauen, wenn sie geringe Risiken für Geburtskomplikationen haben. Grund dafür war lange die Befürchtung, dass aufgenommene Nahrung bei der Vollnarkose aufgrund eines plötzlich notwendigen Kaiserschnitts im Extremfall zu Komplikationen wie Erbrechen und Ersticken führen könnte. Die übliche Praxis war, Frauen in den Wehen Essen und Trinken nur eingeschränkt zu erlauben oder sogar ganz zu untersagen. Mittlerweile gehen aber immer mehr Geburtsstationen dazu über, dass die Gebärenden essen und trinken dürfen, was sie wollen. Zumal sich die Frauen so mit Sicherheit wohler und besser aufgehoben fühlen, ist diese Vorgehensweise absolut unbedenklich, wie die Studie von Singata und ihren Kollegen zeigt.

Die Forscher hatten in fünf Studien mit insgesamt 3130 Frauen Effekte von Essen- und Trinken-Restriktionen bei Gebärenden untersucht, bei denen es unwahrscheinlich war, dass sie eine Narkose benötigen würden. Sie fanden keine Belege für Risiken oder Vorteile, die mit Essen und Trinken hätten in Zusammenhang gebracht werden konnten - weder in Untersuchungen, die Essen und Trinken nach Wunsch oder lediglich Wasser mit einem kompletten Verbot verglichen, noch in Studien, die spezielle Gerichte, Flüssigkeiten oder bestimmte Kohlenhydratreiche Getränke miteinander verglichen. Allerdings hatten die Forscher keine Studien gefunden, welche sich mit dem Essen und Trinken bei Frauen mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen und eine damit verbundene Vollnarkose beschäftigt hatten.

Erbrechen während einer Vollnarkose sei sehr selten und es sei möglicherweise nicht der beste Weg, zu untersuchen, ob essen und trinken während der Geburt für die meisten Patientinnen von Vorteil ist, gibt Singata dahingehend zu bedenken. "Es könnte besser sein, sich auf Möglichkeiten zu konzentrieren, Erbrechen während einer Narkose bei denjenigen Patienten, bei denen es eine erfordert, zu verhindern."

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Restricting oral fluid and food intake during labour", Singata M et al.; Cochrane Database of Systematic Reviews (2010, Issue 1. Art. No.: CD003930. DOI: 10.1002/14651858.CD003930.pub2)


 

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