Erhöhtes Sterberisiko durch Schlaftabletten?

Studien zeigen engen Zusammenhang, sagen aber nichts über die Ursachen
Schlafende
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© J. R. Albelda Cortina
La Jolla (USA) - Schlafmittel können das Sterberisiko möglicherweise um mehr als das Vierfache erhöhen. Außerdem steigern sie eventuell die Gefahr, an Krebs zu erkranken. Dies sind die Ergebnisse von US-Forschern, die zwischen 2002 und 2007 die Überlebensrate von Zehntausenden von Menschen analysiert haben. Die Wissenschaftler betonen ausdrücklich, dass ihre Studien lediglich auf einen engen Zusammenhang hinweisen, aber nichts über die Ursachen dieses Phänomens aussagen. Allerdings hätten sie eine ganze Reihe von Faktoren berücksichtigt, die sich auf das Überleben auswirken können, schreiben sie im Online-Fachblatt „BMJ Open“.

„Ist selbst eine geringfügige Gabe von Schlafmitteln sicher genug?“, fragt Daniel Kripke, einer der Studienautoren von der Scribbs Clinic in La Jolla. Denn auch Patienten, die lediglich bis zu 18 Dosen pro Jahr erhielten, hatten ein mehr als dreifach erhöhtes Sterberisiko gegenüber der Vergleichsgruppe ohne Schlafmittel. Bei Patienten mit über 132 Jahresdosen stieg die Gefahr sogar um mehr als das Fünffache. In dieser Gruppe erhöhte sich auch das Krebsrisiko um 35 Prozent. Der Zusammenhang zeigte sich in allen Altersgruppen, war aber am deutlichsten bei den 18- bis 55-jährigen.

Die Wissenschaftler verfolgten die Überlebensrate von mehr als 10.500 Menschen, die im Beobachtungszeitraum verschiedene Schlafmittel erhalten hatten. Diese Zahlen verglichen sie mit einer Gruppe von über 23.500 Patienten ohne Schlafmittel-Konsum. In ihren Analysen berücksichtigten die Forscher möglichst viele Faktoren, die Einfluss auf das Ergebnis haben könnten: Alter, Geschlecht, Lebensstil (beispielsweise Genuss von Tabak und Alkohol), Body Mass Index, ethnische Zugehörigkeit, Krebsdiagnosen und bekannte Gesundheitsprobleme.

Die Wissenschaftler schreiben außerdem, dass es bereits 24 Studien gibt, in denen ein Zusammenhang zwischen Schlafmittel-Konsum und Sterberisiko untersucht wurde. 18 dieser Studien weisen auf eine statistisch signifikante Korrelation hin. Auch Trish Groves, Chefredakteurin des „BMJ Open“, meint in einem Kommentar: „Obwohl die Autoren nicht direkt nachgewiesen haben, dass Schlaftabletten einen frühzeitigen Tod verursachen, schließen sie in ihren Analysen doch eine breite Palette anderer möglicher Ursachen aus.“ Daher ergäben sich aus diesen Resultaten zumindest erhebliche Bedenken bezüglich der Sicherheit von Schlafmitteln.

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Quelle: "Hypnotics’ association with mortality orcancer: a matched cohort study", Daniel F. Kripke; BMJ, DOI:10.1136/bmjopen-2012-000850


 

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