Entzaubert: Feenkreise entstehen durch Termiten

Mit den Kahlstellen im Grasland Südwestafrikas schaffen sich die Insekten einen Lebensraum mit gesicherter Wasserversorgung
Feenkreise im Marienfluss Valley, Kaokoveld, Namibia
Feenkreise im Marienfluss Valley, Kaokoveld, Namibia
© N. Jürgens
Hamburg - Am Rand der Wüste Namib an der Westküste Afrikas bilden sich im Grasland ovale bis kreisrunde kahle Stellen. Es gibt mehrere Vermutungen darüber, wie diese Feenkreise entstehen. Jetzt hat ein deutscher Biologe herausgefunden, dass eine bestimmte Termitenart dafür verantwortlich ist. Indem sich die Insekten von den Graswurzeln ernähren und so die Pflanzen abtöten, erzeugen sie immer größer werdende unbewachsene Flächen. Durch deren obere Sandschicht versickert das Regenwasser schnell und ist dann vor dem Verdunsten geschützt. So bilden sich im Boden kleine Wasserreservoire. Diese ermöglichen im Innern des Feenkreises tierisches und in einem äußeren Wachstumsgürtel pflanzliches Leben – auch bei anhaltender Dürre, berichtet der Forscher im Fachjournal „Science“.

„Die Termiten verwandeln weite, meist nur vorübergehend belebte Wüstenregionen in Landschaften, in denen dauerhaft artenreiches Grasland vorherrscht, so dass dort auch in Trockenperioden Leben möglich ist“, erklärt Norbert Jürgens von der Universität Hamburg. Er vergleicht die Feenkreise mit Oasen in der Wüste. Vier Jahre lang hatte er entlang eines 2.000 Kilometer langen Landschaftsgürtels zwischen Angola und Südafrika zahlreiche der bis mehr als zehn Meter großen Feenkreise untersucht. Verschiedene Hypothesen versuchen zu erklären, was diese Strukturen, die Jahrzehnte überdauern, hervorbringen könnte. So sollen entweder giftige Pflanzen, Ameisen, Termiten oder aus tieferen Bodenschichten aufsteigende Gase die kahlen Stellen verursachen.

Jürgens führte zunächst Messungen der Bodenfeuchtigkeit durch. Diese ergaben, dass in Schichten bis zu einem Meter Tiefe unter den Feenkreisen deutlich mehr Wasser gespeichert war als unter den Grasflächen der Umgebung. Auch in Trockenzeiten und sogar während längerer Dürreperioden trocknete der Boden an diesen Stellen nicht völlig aus. Bei anhaltender Trockenheit bleibt das Graswachstum auf einen schmalen Gürtel um die kahle Kreisfläche beschränkt, da nur diese Pflanzen mit ihren Wurzeln noch das Wasserreservoir erreichen. Das Regenwasser sickert schnell durch die obere Sandschicht der unbewachsenen Flächen. Es verdunstet dann weniger, als wenn es auf eine Grasfläche fallen würde. So entsteht ein Lebensraum, der sowohl Wasser als auch pflanzliche Nahrung in der Nähe bietet.

Unter allen in dieser Landschaft vorkommenden Lebewesen fand der Forscher nur eine einzige Art, die mit einer Häufigkeit von 80 bis 100 Prozent an sämtlichen untersuchten Feenkreisen anzutreffen war: die Termite Psammotermes allocerus. Diese bildete Nester und Erdgänge im Bereich der Kahlstellen. Über einen längeren Zeitraum konnte der Biologe schließlich das Entstehen und Wachsen von 24 Feenkreisen von Beginn an verfolgen: Noch bevor sich ein Wasserreservoir gebildet hatte, lebten dort in allen Fällen Psammotermes allocerus-Termiten und ernährten sich von den Graswurzeln. Und je aktiver sie waren, desto mehr Gräser begannen abzusterben. Das zeigt, dass diese Termiten nicht etwa vorhandene Feenkreise besiedeln, sondern diese selbst erzeugen. Durch ihr Verhalten schaffen und erhalten sie ein ganz spezielles Ökosystem, das ihnen eine dauerhafte Existenz ermöglicht.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg