Entspannte Kontaktfreude schützt möglicherweise vor Demenz

Wer gern mit Menschen umgeht, ist offenbar stärker gegen eine Demenz-Erkrankung geschützt als jemand, der sich durch den Kontakt mit Anderen überfordert oder bedrückt fühlt
Stockholm (Schweden) - Zu den nicht-genetischen Faktoren, die zum Schutz vor Demenzerkrankungen wie Alzheimer beitragen, gehört entspanntes soziales Verhalten, ein stressfreier Umgang mit Anderen. Dies berichtet ein internationales Forscher-Team am schwedischen Karolinska Institutet. Die Wissenschaftler hatten per Fragebogen Charaktereigenschaften und Einstellungen bei über 500 älteren Personen ermittelt, die Aufschluss über ihr soziales Verhalten und ihre Stress-Resistenz geben. Wer gern mit Menschen umgeht und dabei entspannt bleibt, so zeigen die Forscher in der Fachzeitschrift "Neurology", ist stärker vor einer Demenz-Erkrankung geschützt als andere Menschen.

"In der Vergangenheit haben Studien gezeigt, dass chronische Bedrücktheit Teile des Gehirns berühren kann, wie etwa den Hippocampus", erklärt Hauptautorin Hui-Xin Wang vom Karolinska Institutet. "Möglicherweise führt dies zu Demenz. Aber unsere Ergebnisse legen eher die Vermutung nahe, dass eine ruhige, aber aufgeschlossene Persönlichkeit in Verbindung mit einem sozial aktiven Lebensstil das Risiko einer Demenzerkrankung noch weiter mindern kann."

Wang und ihre Kollegen haben über 500 nicht-demente ältere Personen mit Hilfe eines Fragebogens auf ihre Extrovertiertheit oder Introvertiertheit, Aufgeschlossenheit, Entspanntheit oder Stressanfälligkeit untersucht. Danach beobachteten sie die Entwicklung dieser Personen über sechs Jahre. 144 Personen wurden im Beobachtungszeitraum dement. Ihre Persönlichkeitseigenschaften setzten die Forscher in Bezug zum Risiko einer Demenzerkrankung. Sie fanden heraus, dass die Entspanntheit das Wichtigste ist, gefolgt von bereitwilligem Umgang mit Menschen. Wenn häufiger Umgang mit Menschen gegeben ist, ein Individuum dies aber als Belastung oder Kümmernis empfindet, ist das Risiko einer Demenzerkrankung 50 Prozent höher als bei Menschen, die den Umgang mit anderen entspannt erleben können. Auch Menschen, die nicht viele Kontakte pflegen, dafür aber wenig Stress empfinden, haben ein um 50 Prozent geringeres Risiko, dement zu werden, als jene, die isoliert sind und sich von Kummer oder Stress erdrückt fühlen.

"Die gute Nachricht ist, dass sich Lebensstil-Faktoren im Gegensatz zu genetischen Faktoren ändern lassen, denn jene können nicht kontrolliert werden", sagt Wang, "Aber dies sind noch sehr frühe Ergebnisse. Wie mentale Einstellungen genau das Risiko einer Demenz-Erkrankung beeinflussen, ist noch unklar."

American Academy of Neurology
Quelle: "Personality and lifestyle in relation to dementia incidence", H.-X. Wang, L. Fratiglioni et al.; NEUROLOGY 2009;72, S. 253-259


 

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