Empathie liegt in den Genen
"Wir glauben, dass die Fähigkeit zur Empathie zum Teil auf Genen beruht, was von großer Bedeutung für die Erforschung von Autismus und anderen psychosozialen Störungen ist", sagt Garet Lahvis von der Oregon Health and Science University in Portland. "Mehr als wir es je für möglich gehalten haben, sind Mäuse zu einer komplexen Form von Empathie fähig." Mäuse können positive und negative Emotionen eines Artgenossen interpretieren und darauf reagieren. Zusammen mit Forschern der University of Wisconsin in Madison ging Lahvis der Frage nach, ob die Tiere die Gefühle eines anderen Tieres als Reaktion auf einen Umweltreiz deuten können, ohne den Reiz selbst zu empfinden.
Für die Experimente wählten sie zwei Mäusestämme aus, die sich in ihrem Sozialverhalten deutlich unterschieden. Jeweils eine Maus beobachtete, wie eine andere einen Schmerzlaut ausstieß, weil sie einen leichten Elektroschock erhielt, während gleichzeitig ein akustisches Signal ertönte. Obwohl die zuschauenden Mäuse selbst keine Schmerzen empfanden, lernten die Tiere des einen Stammes, dass der Ton mit einer unangenehmen Erfahrung verbunden sein musste: Sie reagierten ängstlich, wenn sie später nur das Tonsignal hörten. Mäuse des weniger "geselligen" Stammes dagegen waren zu diesem Lernprozess nicht fähig und konnten keine Verbindung zwischen dem Ton und der negativen Empfindung herstellen. Das unterschiedliche Verhalten der Mäuse musste auf genetischen Unterschieden beruhen, folgerten die Forscher. Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, welche Gene für das Einfühlungsvermögen verantwortlich sind. Daraus könnten sich dann auch genetische Ursachen und neue Therapien für gestörtes Sozialverhalten wie Autismus, Schizophrenie oder Depressionen ergeben.