Emotionale Gesichtsausdrücke sind angeboren - nicht erlernt
Manchmal muss man gute Miene zum bösen Spiel machen. Oder man muss lächeln, obwohl man eigentlich von etwas oder jemandem schwer enttäuscht ist. Psychologen unterscheiden daher zwischen dem so genannten "sozialen Lächeln" und dem echten, unverstellten Lachen, das auch "Duchenne-Lächeln" heißt. Für ihre Studie beobachtete das Forscherteam der San Francisco State University die Mimik sehender und blinder Athleten bei den Olympischen Spielen beziehungsweise den Paralympics beim Empfang einer Silbermedaille. Die Silbermedaille ist, obwohl objektiv betrachtet ein schöner Erfolg, für ehrgeizige Sportler oft auch gleichbedeutend mit Unterlegensein. Die sozialen Spielregeln verlangen, dass sie trotzdem lächeln. Und sie tun es mit einem sozialen Lächeln, bei dem nur die Mundpartie, nicht aber die Augenpartie lächelt.
Zwischen den sehenden und den blinden Athleten gab es in solchen Situationen so gut wie keine Unterschiede, stellten David Matsumoto und seine Kollegen fest. Auch geburtsblinde Athleten beherrschen dieses soziale Lächeln, obwohl sie es sich nirgendwo "abgeguckt" haben können. "Die statistische Korrelation zwischen den Gesichtsausdrücken von sehenden und blinden Individuen war fast perfekt", berichtet Matsumoto. "Das legt die Vermutung nahe, dass die Gesichtsausdrücke von Emotionen eine genetische Ursache haben."