Elefant „spricht“ Koreanisch

Mit dem Rüssel im Maul imitiert Koshik fünf Wörter, die Muttersprachler leicht verstehen können
Angela Stöger-Horwath und ihr Kollege bei ihrer Arbeit mit Koshik.
Angela Stöger-Horwath und ihr Kollege bei ihrer Arbeit mit Koshik.
© Current Biology, Stoeger et al.
Wien (Österreich) - Ein Asiatischer Elefant in einem südkoreanischen Zoo imitiert die menschliche Sprache. Indem er seinen Rüssel ins Maul steckt, erzeugt „Koshik“ deutlich verständliche Wörter – zumindest verständlich, sofern man des Koreanischen mächtig ist. Insgesamt fünf Begriffe gehören zu seinem Repertoire, konnten österreichische Biologen bestätigen: die koreanischen Wörter für hallo, hinsetzen, nein, hinlegen und gut. Es existieren vereinzelt weitere Berichte sowohl über Asiatische als auch Afrikanische Elefanten, die vom Menschen produzierte Geräusche wie Motorenlärm oder sogar Sprache nachahmen. Das Phänomen des Dickhäuters aus dem Everland Zoo in Südkorea haben die Biologen wissenschaftlich untersucht und bestätigt und berichten darüber im Fachblatt „Current Biology“. Koshik gibt deshalb Sprach-Laute von sich, so vermuten sie, weil er in seiner Jugend für einige Jahre der einzige Elefant im Zoo war und somit völlig isoliert von Artgenossen lebte und nur Menschen als sozialen Bezug hatte. Allerdings imitiert der männliche Elefant lediglich; einen gezielten Einsatz der Begriffe konnten die Forscher bislang nicht erkennen.

„Wir nehmen an, dass Koshik damit angefangen hat, seine Lautäußerungen an seine menschlichen Gefährten anzupassen, um soziale Beziehungen zu stärken“, erläutert Angela Stöger-Horwath von der Universität Wien. Dies kenne man auch von anderen Arten, bei denen das Erlernen von Lauten eine zentrale Rolle spielt, und in sehr speziellen Fällen sogar artübergreifend. Im August 2004 war Koshiks Trainern zum ersten Mal aufgefallen, dass der Elefant Sprache imitiert. Sie hatten angegeben, dass er sechs koreanische Wörter von sich gibt. Dies überprüften Stöger-Horwath und ihre Kollegen, indem sie umfassende Analysen der Laute vornahmen. Außerdem spielten sie insgesamt 47 Tonaufzeichnungen der Lautäußerungen 16 unvoreingenommenen Freiwilligen vor, deren Muttersprache Koreanisch war.

Einen „Sprachschatz“ von fünf Wörtern konnten sie so bestätigen. Vor allem Vokale imitiert Koshik sehr exakt, stellten die Biologen zudem fest. Konsonanten dagegen bereiten ihm Schwierigkeiten. „Menschliche Sprache hat grundlegend zwei wichtige Aspekte, Tonlage und Klangfarbe“, erklärt Stöger-Horwath. Koshik treffe akkurat sowohl die Tonlage als auch die Frequenzbereiche der Stimme seines Trainers. „Das ist bemerkenswert, wenn man die enorme Größe, den langen Vokaltrakt und weitere anatomische Unterschiede zwischen Elefant und Mensch in Betracht zieht.“

Bei Elefanten wisse man nur wenig über Funktion und Bedeutung der Rufe, die die Männchen insbesondere während der sogenannten Musth ausstoßen, schreiben die Forscher in ihren Ausführungen. In dieser durch einen Hormonschub ausgelösten Phase, die etwa einmal im Jahr auftritt, sind Elefantenbullen sehr aggressiv. Koshik allerdings imitiert die Sprachlaute das ganze Jahr über, nicht nur in der Musth. In seiner Jugend hatte Koshik keine anderen Elefanten, sondern lediglich Menschen als soziale Bezugspartner. Diese soziale Entbehrung von Artgenossen in einer entscheidenden und prägenden Entwicklungsphase könnte der Grund sein, nehmen die Biologen an, warum er begann, menschliche Sprache zu imitieren.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „An Asian Elephant Imitates Human Speech”, Angela S. Stoeger et al.; Current Biology, http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2012.09.022


 

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